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GLORIALLE - Ludmiła Pelahiy

"GLORIALLE": Künstlerisch-wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Kreierung eines tragfähigen Kunstprojekts am Sektor Operatic Pop

 written by Ludmiła Pelahiy

Abstract

Das vorliegende künstlerisch-wissenschaftliche Masterprojekt beschäftigt sich mit den herausragenden Vertretern des Operatic Pop Genres Luciano Pavarotti und „Il Divo“. Die qualitative Analyse der Karriereentwicklungen dieser Persönlichkeiten zeigt, dass sie ein opernhaftes, rein klassisches und am Bild des überkommenen Bildungsbürgertums orientiertes Image pflegen. Ihre opernhaften Gestaltungsmittel wurden zu ihren Markenzeichen auf der Pop-Bühne und konnten ein breit gefächertes Publikum ansprechen. Spektralanalyse und auditive Beurteilung der vokalen Präsentation dieser Interpreten zeigt, dass ihre Phrasierungen auf der Pop-Bühne eine Umkehrung des klassischen Prinzips darstellen. Ihre opernhaften Darbietungen, die gute Tragfähigkeit und der homogene Klang ihrer Stimmen geben diesen Interpreten einen hohen Wiedererkennungswert. Gleichzeitig kann anhand des semistrukturierten Experteninterviews mit Business und Brand Coach Mag.a Daniela Ettl gezeigt werden, dass die Kreation einer Kunstfigur durch das Kreieren eines dem Künstlernamen entsprechenden Images ermöglicht wird. Im Zuge dieser Forschungsarbeit wurde im Rahmen eines Artistic Research-Projekts ein Konzept zur Schaffung einer Kunstfigur erarbeitet, wobei sowohl das äußere Erscheinungsbild wie auch ein erstes Repertoire bestehend aus acht speziell für das Projekt komponierten und arrangierten Songs von mir erarbeitet wurden. Mittels phänomenologischer Reflexion werden meine direkten Erlebnisse, Wahrnehmungen sowie ästhetischen Erfahrungen innerhalb des gesamten Entwicklungsprozesses meines Kunstprojektes unter Miteinbeziehung meines gesamtkörperlichen Erlebens als zentraler Bestandteil beschrieben und analysiert. Die Ergebnisse des vorliegenden Masterprojektes zeigen deutlich, dass es möglich ist, mit Hilfe einer entsprechenden Strategie und der Kreation eines individuellen künstlerischen Arbeitskonzeptes für Opernsänger:innen Erfolge auf der Operatic Pop-Bühne unter der Voraussetzung der Bewahrung der eigenen künstlerischen Identität zu erzielen. Damit leistet die vorliegende Forschungsarbeit auch einen grundlegenden Beitrag zum Thema Operatic Pop, dass insgesamt von der wissenschaftlichen Literatur bisher nur unzureichend erschlossen wurde.

Abstract

This artistic-scientific Master’s project deals with the outstanding representatives of the operatic pop genre Luciano Pavarotti and “Il Divo”. The qualitative analysis of the career developments of these personalities shows that they maintain an operatic, purely classical image oriented around the concept of the traditional educated bourgeoisie. Their operatic means of expression became their trademark on the pop stage and succeeded in bringing together a wide-ranging audience. Spectral analysis and auditory assessment of the vocal presentations of these performers shows that their phrasing on the pop stage represents a reversal of the classical principle. Their operatic performances, the good carrying capacity and the homogeneous sound of their voices give these performers a high recognition value. At the same time, a semi-structured expert interview with business and brand coach Mag.a Daniela Ettl shows that the creation of an artistic persona is enabled through the creation of an image corresponding to the artist’s name. In the course of this research project, a concept for the creation of an artistic persona was developed within the framework of an artistic research project, whereby both the external appearance and an initial repertoire consisting of eight songs specifically composed and arranged for the project were developed by me. Through phenomenological reflection, my direct experiences, perceptions and aesthetic experiences within the entire development process of my artistic project, incorporating my entire bodily experience as a central component, are described and analysed. The results of this Master’s project clearly demonstrate that it is possible for opera singers to achieve success on the operatic pop stage with the help of an appropriate strategy and the creation of an individual artistic working concept under the condition of preserving their own artistic identity. Thus, this research project also makes a fundamental contribution to the topic of operatic pop, which has been insufficiently explored by the scientific literature so far.

Danksagung

Mein besonderer Dank gilt Univ.-Prof. PhD Marcus Ratka, der mir die Möglichkeit gegeben hat im Rahmen meines künstlerisch-wissenschaftlichen Masterprojektes eine Grundlage für meine zukünftige künstlerische Entfaltung zu schaffen und mit einer frischen Perspektive in die musikalische Zukunft zu blicken.

Zudem möchte ich mich bei Univ.-Prof. DDr. Oliver Peter Graber für die persönliche Betreuung, die stetige Hilfsbereitschaft, zahlreiche Gespräche sowie konstruktive Diskussionen bedanken.

Mein Dank gilt ebenso Dr. Michael Kahr für inspirierende, weiterbringende, hilfreiche Anregungen, die einen wichtigen Beitrag zum Gelingen dieses Masterprojektes geleistet haben.

Außerdem danke ich meiner Interviewpartnerin Business und Brand Coach Mag.a Daniela Ettl, deren Ratschläge zur Entwicklung einer klaren und professionellen Strategie im Branding- und Marketingbereich meines Kunstprojektes beigetragen haben.

Mein Dank gebührt schließlich auch LL.M. Daniela Lypchey als Malerin luxuriöser Stoffe für die Anfertigung der Design-Entwurfe meines Bühnenoutfits und der Erlaubnis, die Entwurfszeichnungen in meinem Masterprojekt verwenden zu dürfen.

1. Einleitung

Noch als Schülerin der Opernschule der Wiener Staatsoper habe ich im Jahr 2015 an der Matinee POP MEETS OPERA anlässlich des sechzigsten Eurovision Song Contest teilgenommen. Mich faszinierte sofort die Idee, Brücken zwischen unterschiedlichen Genres zu bauen und diese zu einer gemeinsamen Musikkultur zu vereinen. Ich begann nach Klassik-Crossovern zu recherchieren. Dabei fiel mein Augenmerk auf das Subgenre der Popmusik, das durch opernhafte Darbietung gekennzeichnet ist: Operatic Pop. Nun habe ich in mir eine neue Leidenschaft entdeckt! Ich begann selbst Operatic Pop Songs zu singen.

Im Jahr 2022 haben die Komponisten Harald Hanisch, Thomas Ogris, David Ogris und Jerry Meehan für mich den Operatic Pop Song Heartbeat“ komponiert, den ich im Rahmen der Live-Performance meines künstlerisch-wissenschaftlichen Masterprojektes auch präsentieren werde. Bereits zu Beginn meines Masterstudiums Master of Arts in Music an der JAM MUSIC LAB Private University for Jazz and Popular Music Vienna wurde ich im Genre Operatic Pop mit einem 1. Preis (Goldmedaille) beim „Global International Music Competition 2022“ in der Kategorie Operatic Pop, einem 1. Preis beim „Super Cup Fiestalonia International Contest 2022“ in der „Professional Category“ sowie einem 2. Preis beim X Odin International Music Online Competition 2023“ ausgezeichnet.

Meine Arbeit am vorliegenden künstlerisch-wissenschaftlichen Masterprojekt hat mir auch gezeigt, dass das Operatic Pop Genre in der bisherigen Forschung noch unerschlossen ist. Insbesondere sind Fragen zur Erreichung von Erfolgen auf der Operatic Pop Bühne unter der Voraussetzung der Bewahrung der eigenen künstlerischen Identität von Opernsängern und Opernsängerinnen durch die Annäherung an die Popmusik noch unbeantwortet, dies schließt auch die Karriereentwicklungen von Luciano Pavarotti und „Il Divo“ auf der Operatic Pop-Bühne ein.

2. Forschungsobjekt und Forschungsfrage

Die folgende künstlerisch-wissenschaftliche Frage soll in meinem Masterprojekt beantwortet werden:

Wie kann ich als Opernsängerin durch eine gezielte und strategisch ausgerichtete Annäherung an die Popmusik Erfolge erzielen und gleichzeitig meine künstlerische Identität als Synthese aus persönlicher Herangehensweise an die Kunstgattung Operatic Pop und öffentlicher Wahrnehmung bewahren?

Meiner persönlichen Überzeugung nach setzt sich der zu erreichende Erfolg meiner Kunstfigur aus meinem kontinuierlichen Karrierewachstum, der Erwartungshaltung, dass meine errungenen Auszeichnungen und Preise vom Publikum als essenzieller Beleg wahrgenommen werden sowie meinem hohen Identifikationspotential mein Persönlichkeitsbild im Sinne meiner Authentifizierung für meine Zielgruppe glaubhaft zu verkörpern, wobei musikalische Bravour die zentrale Rolle spielt, zusammen. Meiner Meinung nach vermitteln sich Erfolg und Bekanntheit nicht nur durch die Zuhörerzahlen, sondern vor allem auch durch das Renommee der von mir bereits bespielten Auftrittsorte wie Carnegie Hall und Royal Albert Hall, die meinen jetzigen Status belegen.

Für mich ist Erfolg das Erzielen höchstmöglicher künstlerischer Qualität und darauf aufbauend das Erschließen und im Folgenden das Ausweiten einer Zielgruppe an treuen Zuhörern und Zuhörerinnen, welche die Sichtweisen, die Werte sowie die Botschaften meiner Kunstfigur und somit meiner persönlichen individuellen Identität vertreten, sich mit diesen identifizieren können und dementsprechend bereit sind, sich diesen Botschaften zu öffnen und dadurch angeregt werden über die in den Botschaften vermittelten Inhalte zu reflektieren. Ich will mit meinem Kunstprojekt populäre Musik über ein Pop-Image sowie opernhafte musikalische Gestaltungsmittel vermarkten, damit eine Brücke zwischen Klassik und Pop schlagen, ein breit gefächertes Publikum unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Gesellschaftsschichten, mit unterschiedlichem kulturellem und musikalischem Hintergrund und unterschiedlicher musikalischer Ausbildung gewinnen sowie eine langfristige Beziehung zwischen mir als Künstlerin und meinen Fans initiieren und aufbauen.

Um ein klares individuelles künstlerisches Arbeitskonzept zu kreieren, werde ich meine persönlichen Erfahrungen mittels phänomenologischer Analyse (Asmus, 2023), einer Form der Selbstbeobachtung und Selbstreflexion, beschreiben und analysieren, wobei mein Fokus auf dem Kreations- und Aufführungsprozess von meinem Kunstprojekt liegen wird. Meine direkten Erlebnisse, meine Wahrnehmungen sowie meine ästhetischen Erfahrungen innerhalb des gesamten Entwicklungsprozesses meines Kunstprojektes verdeutlichen meine Interaktion mit der Welt, wobei mein gesamtkörperliches Erleben als zentraler Bestandteil miteinbezogen wird.

Im Rahmen meines Masterprojektes werden die folgenden methodischen Schritte umgesetzt:

  • Anhand vorhandener Literatur wird mein Thema untersucht, um Einblick in die erfolgreichen Karriereentwicklungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“ auf der Pop-Bühne zu gewinnen.
  • Es wird qualitativ analysiert, wie diese Persönlichkeiten den Erfolg erreichten.
  • Durch Beobachtung und Analyse werden Faktoren, die grundsätzlich zum Erfolg auf der Operatic Pop-Bühne führen können, gefunden.

Das Forschungsziel meines künstlerisch-wissenschaftlichen Masterprojektes ist die Kreation eines klaren individuellen künstlerischen Arbeitskonzeptes und die Entwicklung einer künstlerischen Identität in Form meiner Kunstfigur samt geeigneten Repertoires.

Zur Erreichung meines Zieles sind folgende Schritte ausschlaggebend:

  • Schaffung eines klaren Bildes von meinen musikalisch-künstlerischen Intentionen und meinen Werten sowie Festlegung eigener Kernbotschaften, die ich dem Publikum vermitteln und vorstellen möchte
  • Auswahl und Erstellung eines mit der Stimmstärke und der Klangfarbe meiner Stimme sowie meinem persönlichen Image übereinstimmenden Repertoires
  • Festlegung eines Künstlernamens und Kreation eines diesem entsprechenden Images
  • Design einer dem Charakter und der Individualität meiner Kunstfigur entsprechenden Kleidung und Kreation eines dementsprechenden Bühnenoutfits
  • Herausarbeitung der Identität und Zeichnung meiner Kunstfigur mittels eines professionellen Fotoshootings
  • Ausarbeitung einer dem Image entsprechenden Homepage

Die im Rahmen meines künstlerisch-wissenschaftlichen Masterprojektes von mir entwickelten Musikwerke sowie die geschaffene künstlerische Identität in Form meiner Kunstfigur werden im Rahmen der Live-Performance, welche die öffentliche Prüfung zum Abschluss des Masterstudiums darstellt, präsentiert.

2.1. Operatic Pop

Als Classical Crossover wird ein Musikgenre bezeichnet, das klassische Musik mit verschiedenen modernen Richtungen wie Rock, Pop und Elektronik verbindet. Operatic Pop, das unter den Begriff „Klassik-Crossover“ fällt, ist ein Subgenre der Popmusik, das durch opernhafte Darbietung gekennzeichnet ist (Boiko, 2016). Der Klassik-Crossover spielt in der Musikindustrie eine wichtige Rolle – es werden die Grenzen zwischen Musikgenres und Kunstsparten aufgebrochen. Die Generationen, die mit Popmusik aufgewachsen sind, können klassische Musik nur unter Einfluss von Popmusik beziehungsweise Popkultur rezipieren, wobei es zu einer Mischung von Hoch- und Popkultur kommt. Klassische Musik und Popmusik sind Systeme, die sich aus sich selbst heraus erneuern (Petry, 2020).

Operatic Pop Songs können nur von Sängern und Sängerinnen interpretiert werden, welche eine ausgebildete Opernstimme besitzen: Im Vergleich zu anderen vokalen Genres zeichnet sich Operatic Pop somit dadurch aus, dass es nur Interpreten und Interpretinnen mit musikalischer Ausbildung zugänglich ist (Boiko, 2016). Klassischer Gesang trifft weltweit nicht nur auf Gehör, sondern auch auf begeisterte Zustimmung, denn die Wirkung einer live gesungenen Opernarie auf die Zuhörer:innen ist mit keiner anderen Form der musikalischen Darbietung auch nur annäherungsweise vergleichbar. Operatic Pop erinnert daran, dass sowohl große Arien als auch klassische Popsongs ebendieser großen Hingabe für Musik entstammen. Populäre, romantische Popstücke werden im Operatic Pop mithilfe der Bravour des Operngesangs sowie einer kompletten Orchesterbegleitung neu präsentiert (Rossi, 2006).

Das Operatic Pop Genre ist sehr gefragt, da es eine wirklich hochwertige musikalische und gesangliche Darbietung bildet, die auf der Pop-Bühne hoch geschätzt wird. Das Publikum setzt sich aus Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten zusammen. Operatic Pop ist eine Stilrichtung, die für alle zugänglich ist, unabhängig vom sozialen Status oder musikalischer Ausbildung (Boiko, 2016). Der Einfluss von Popkultur ist sogar für etablierte Klassikfans, die diese grundlegend ablehnen, nicht zu meiden. Somit ist die Heranbildung des Musikgeschmacks nicht mehr an eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe gebunden. Zudem erhalten die Rezipienten und Rezipientinnen die Möglichkeit kulturelles Gut zu erwerben, indem sie sowohl mit der Popmusik als auch mit der klassischen Musik vertraut werden (Petry, 2020). Der „Klassik-Crossover-Gesang“ gibt auch Neueinsteigern und Neueinsteigerinnen Gelegenheit, einen Zugang zu ernsthaften Opern und klassischem Gesang zu finden. Das Operatic Pop Genre gewinnt gleichermaßen die Herzen und Gemüter von Opern- und Popmusikfans und bringt auch solchen Menschen die Oper näher, die bisher der festen Überzeugung waren, dass Oper nichts für sie sei (Rossi, 2006).

Operatic Pop repräsentiert nicht nur die Idee von „Überquerung“ musikalischer Grenzen, aber auch die Idee von „Überschneidung“ sozialer Spaltungen. Sowohl in den Charts als auch in der Öffentlichkeit hat es sich als ein besonders dominantes Genre des klassischen Crossovers etabliert. Dieses Musikgenre verleitete zur Erstellung der neuen Chartbezeichnung Classical Crossover Albums“ in den Billboard-Charts als auch einer neuen Grammy-Kategorie im Jahr 1999 (Branstetter, 2009). Laut Michael Quinn, dem stellvertretenden Herausgeber des Magazins Gramophone, ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine neue Tendenz durch das erweckte Interesse der Plattenfirmen in klassische Crossover-Musik zu investieren entsteht (Rossi, 2006).

2.2. Künstlerische Identität

Da der Fokus dieses Masterprojektes auf der künstlerischen Identitätsbewahrung beim Singen von klassischen Crossovern liegt, wobei vorausgesetzt wird, dass ein:e Operatic Pop Sänger:in sich mit dem klassischen Opernfeld identifiziert, das auch als seine beziehungsweise ihre Identität begreift und diese Identität des klassischen Opernsängers beziehungsweise der klassischen Opernsängerin beim Wechsel zum Operatic Pop nicht verlieren möchte, müssen wir uns auch dem Begriff „Identität“ widmen. Der Begriff „Identität“ ist in vielen Bereichen der Wissenschaft vertreten: Psychologie, Soziologie, Philosophie. Identität ist die einzigartige Persönlichkeitsstruktur, einhergehend mit dem Bild, das andere Menschen von dieser Persönlichkeitsstruktur haben. Auch die Lebenswelt des Individuums trägt zu dessen Identität bei (Oerter & Dreher, 2002). „Die Konstruktion einer Identität beinhaltet eine Definition dessen, der man selbst ist, der eigenen Werte und der Richtung, die man in seinem Leben einschlagen möchte“ (Berk, 2005, S. 526).

Die künstlerische Identität stellt sich als eine in sich widerspruchsfreie, geschlossene Ganzheit von Merkmalen einer Künstlerpersönlichkeit dar, die diese von anderen dauerhaft unterscheidet. Die künstlerische Identität bringt die spezifische Persönlichkeit eines Künstlers beziehungsweise einer Künstlerin zum Ausdruck. Aufgrund der Wechselseitigkeit muss dabei zwischen dem Selbstbild und dem Fremdbild der Identität unterschieden werden. Die Stärke der künstlerischen Identität ist wesentlich vom Ausmaß der Übereinstimmung zwischen Selbst- und Fremdbild abhängig (Meffert & Burmann, 2002). Die Identitätskonstruktion hängt von der sozialen Umgebung ab, da die Identität eines Individuums nur in Interaktion mit der Umwelt gebildet wird. Dank einem Musikangebot, das über die Massenmedien konsumiert werden kann, ist dem Rezipienten beziehungsweise der Rezipientin zugleich mit der Musik auch der dahinterstehende Künstler beziehungsweise die dahinterstehende Künstlerin und sein beziehungsweise ihr Kontext bekannt (Engh, 2006).

Das Genre Operatic Pop nutzt als Rahmenbruch die Vermarktung von klassischer Musik über ein Pop-Image und beseitigt Vorurteile von jüngeren Rezipienten und Rezipientinnen gegenüber der Oper. Es bietet sich die Gelegenheit klassische Musik in den Alltag von Zuhörern und Zuhörerinnen zu integrieren, die sonst nicht mit klassischer Musik in Berührung kommen. Petry (2020) beispielsweise meint, dass heutige Generationen sich diesem Einfluss nicht mehr entziehen können, weshalb sie sogar als „Generation Pop“ bezeichnet werden und stellt dies in einem Kontext zur klassischen Musik, wobei sie unterstreicht, dass auch der durchschnittliche Klassikkonsument beziehungsweise die durchschnittliche Klassikkonsumentin mit diesen Stilen dadurch in Berührung kommt. In Verbindung mit diesen Rezeptionsveränderungen ist die Entwicklung des Musikgeschmacks nicht mehr an eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe gebunden. Heutzutage erscheinen viele Grenzen zwischen Geschmäckern und Genres wesentlich durchlässiger als noch vor zwei oder drei Generationen, wodurch der Musikgeschmack nicht mehr nach sozialen Indikatoren wie Bildung, Einkommen oder Alter kategorisiert wird. Die Rezipienten beziehungsweise die Rezipientinnen des Genre Operatic Pop sind sowohl mit klassischer Musik als auch mit Popmusik vertraut. Die neue Form des Oberschichtengeschmacks gewinnt in der modernen Gesellschaft an Bedeutung, wobei von besonderer Relevanz die Wiedererlangung an Attraktivität von Hochkultur für die jungen Generationen ist (Petry, 2020).

Der auditive Musikinhalt und das dahinterstehende Künstlerimage sind wesentliche Bestandteile der populären Musik. Um den Künstler beziehungsweise die Künstlerin sowie seine oder ihre Leistung bekannt zu machen, ein einzigartiges Vorstellungsbild dieser Leistung bei den Konsumenten und Konsumentinnen aufzubauen und dieses langfristig zu gestalten, bedarf es an umfangreichen Erkenntnissen in der modernen Markenführung. Die wichtigsten Bestandteile der angebotenen Leistung sind der Musikinhalt sowie die dahinterstehende Künstleridentität, die für die Konsumenten und Konsumentinnen als Künstlerimage erkennbar wird. Das Künstlerimage wird als ein in der Psyche des Konsumenten verankertes, unverwechselbares Vorstellungsbild beschrieben, das über einen längeren Zeitraum in ähnlicher Form angeboten wird (Engh, 2006).

Die Individualität eines Sängers beziehungsweise einer Sängerin schafft die wichtigste Grundlage für die künstlerische Identität. Individualität legt die Einmaligkeit eines Identitätsobjektes fest und schließt auch den Grad der Alleinstellung im Konkurrenzumfeld mit ein. Fehlt einem Künstler beziehungsweise einer Künstlerin jegliche Individualität, wird von einer schwachen Identität ausgegangen. Die künstlerische Identität bildet die Voraussetzung für die Entwicklung und Festigung des Vertrauens des Publikums und ist die Grundlage für eine langfristige Bindung und Treue (Engh, 2006).

Wichtig ist die klare Unterscheidung zwischen Identität und Image einer Künstlerpersönlichkeit. Die künstlerische Identität bestimmt als Aussagensystem das Selbstbild des Künstlers beziehungsweise der Künstlerin, während das Künstlerimage als Akzeptanzsystem das Fremdbild in den Köpfen des Publikums beschreibt. Die künstlerische Identität als Selbstbild stellt somit eine strategische Plattform dar, an der sämtliche Folgeentscheidungen auszurichten sind, um das Künstlerimage als Fremdbild langfristig beim Publikum auszubauen. Künstlerische Identität, Positionierung und Künstlerimage bilden ein dynamisches System, wobei künstlerische Identität und Positionierung die Instrumentalebene und das Künstlerimage die Ziel- beziehungsweise Wirkungsebene darstellen. Entsprechend sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen dienen künstlerische Identität und Positionierung als Instrumente, als Mittel zur Kreation eines Künstlerimages (Engh, 2006).

3. Methodik

Im Rahmen meines künstlerisch-wissenschaftlichen Masterprojektes wird anhand vorhandener Literatur ein Einblick in die erfolgreichen Karriereentwicklungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“ auf der Pop-Bühne gewonnen und qualitativ analysiert, wie diese Persönlichkeiten den Erfolg erreichten.

Dies schließt auch eine Spektralanalyse ausgewählter Titel sowie eine durch auditive Analyse erfolgte Beurteilung der Phrasierungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“ ein. Das in diesen Schritten generierte Wissen wird zur Findung meiner eigenen optimalen Phrasierung als Interpretin, die maßgeblich zum Erfolg auf der Operatic Pop-Bühne führen kann, verwendet.

Das semistrukturierte, durch einen Leitfaden vorbereitete, in seiner Durchführung jedoch frei gestaltete Experteninterview mit Business und Brand Coach Mag.a Daniela Ettl soll einen Einblick in die Entwicklung einer klaren und professionellen Strategie im Branding- und Marketingbereich einer Künstlerpersönlichkeit geben, die zur Erreichung von Erfolgen auf der Pop-Bühne ausschlaggebend ist.

Abschließend werden durch Beobachtung und Analyse der erfolgreichen Karriereentwicklungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“ sowie der von Mag.a Daniela Ettl geäußerten Aspekte Faktoren gefunden, die zum Erfolg auf der Operatic Pop-Bühne führen können.

Um ein klares individuelles künstlerisches Arbeitskonzept zu kreieren, werde ich meine persönlichen Erfahrungen mittels phänomenologischer Analyse (Asmus, 2023), einer Form der Selbstbeobachtung und Selbstreflexion, beschreiben und analysieren, wobei mein Fokus auf dem Kreations- und Aufführungsprozess von meinem Kunstprojekt liegen wird. Meine direkten Erlebnisse, meine Wahrnehmungen sowie meine ästhetischen Erfahrungen innerhalb des gesamten Entwicklungsprozesses meines Kunstprojektes verdeutlichen meine persönliche Interaktion mit dem von außen Gegebenen, wobei mein gesamtkörperliches Erleben als zentraler Bestandteil miteinbezogen wird. Um einen Einblick in meine persönliche Welt der Gedanken und Gefühle zu gewähren, wird die phänomenologische Reflexion aus meiner Perspektive anhand der kursiv eingerückten Hervorhebungen im Text dargestellt.

Die im Rahmen meines künstlerisch-wissenschaftlichen Masterprojektes von mir entwickelten Musikwerke sowie die geschaffene künstlerische Identität in Form meiner Kunstfigur werden im Rahmen der Live-Performance, welche die öffentliche Prüfung zum Abschluss des Masterstudiums darstellt, präsentiert.

4. Kontextuale Analysen

4.1. Qualitative Analyse der Karriereentwicklungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band "Il Divo"

Anhand der erfolgreichen Karriereentwicklungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“ wird qualitativ analysiert, wie diese Persönlichkeiten den Erfolg auf der Pop-Bühne erreichten.

Ich habe mich für diese Operatic Pop Sänger entschieden, weil sie alle unabhängig davon, ob sie von der Opernbühne auf die Pop-Bühne umgestiegen sind oder ob sie ihre Karriere direkt auf der Pop-Bühne gestartet haben, ein opernhaftes, rein klassisches und am Bild des überkommenen Bildungsbürgertums orientiertes Image pflegen und branden. Einen wichtigen Bestandteil der Vermarktung bilden dabei das Aussehen, die Hintergrundgeschichte und das Repertoire (Fryer, 2014).

Obwohl der Begriff Classical Crossover bereits in den 1980er Jahren verwendet wurde, erreichte er seinen Höhepunkt beim ersten Konzert der drei Tenöre (Luciano Pavarotti, Plácido Domingo und José Carreras) in Rom am Vorabend der FIFA-Weltmeisterschaft 1990. Luciano Pavarotti demonstrierte zum ersten Mal, dass die Opernstimme einen Platz auf dem populären Markt hat (Fryer, 2014). Da Luciano Pavarotti zum Zeitpunkt seiner Eroberung der Pop-Bühne durch Operatic Pop Songs in der Opernwelt bereits sehr erfolgreich war und einen großen Namen hatte, war es für ihn von größter Bedeutung diesen Namen auf die Pop-Bühne zu übertragen. Es war sein Bestreben neue Fans für seine Operatic Pop Songs auf der Pop-Bühne zu gewinnen und das ist ihm unter Beachtung seines weiteren Karriereverlaufs auch gelungen. Pavarotti schätzte jedoch auch sein großes Opernpublikum und verfolgte die Strategie dieses von seinen Aktivitäten im Popbereich zu überzeugen und dahin mitzunehmen (Schmidt, 1995).

Laut Rossi (2006) sollte das am Bild des überkommenen Bildungsbürgertums orientierte Auftreten der Bandmitglieder von „Il Divo“ sowohl die kulturelle Elite als auch junge gebildete Menschen ins Publikum locken. „Il Divo“ konnten für ihre Operatic Pop Songs ein breit gefächertes Publikum gewinnen und Fans unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten zusammenbringen. Der Grund für den kommerziellen Erfolg von „Il Divo“ muss also folgerichtig damit zu tun haben, wie sich diese Operatic Pop Sänger mit dem kulturellen Prestige der Oper und mit bestimmten, genretypischen Aspekten der Oper in Verbindung setzen. Wichtig ist auch die Art und Weise, wie ihre Karriere durch die Präsenz in den Medien gefördert wird. Dazu zählen Auftritte in Massenunterhaltungsmedien wie Sportereignisse und TV-Talentshows, die es diesen Operatic Pop Sängern ermöglichen, ihre Marke zu bewerben (Rossi, 2006).

Die oben erwähnten Operatic Pop Sänger haben in gewisser Weise einen Bezug zu den drei berühmten italienischen Tenören (Luciano Pavarotti, Plácido Domingo und José Carreras) oder werden mit diesen in Verbindung gesetzt. Alle diese Sänger besitzen Opernstimmen. Diese Beständigkeit sowohl in der Musik als auch im Branding wurde zu ihren Markenzeichen auf der Pop-Bühne und gewinnt täglich ein breit gefächertes Publikum an Fans unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten.

4.1.1. Karriereentwicklung des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti

Luciano Pavarotti war nicht nur der populärste Opernsänger des zwanzigsten Jahrhunderts und eine unvergessliche Legende der Opernwelt, sondern auch ein weit über die Grenzen des Opernbereiches hinweg bekannter Popstar. Er war der erste Klassikkünstler, dessen CD-Aufnahmen die Pop-Hitparaden im Sturm eroberten und dessen Verkaufszahlen in die des Popbereichs vordrangen (Hollaender, 2007). Insgesamt verfügte Pavarotti über ein geschätztes Vermögen von 300 Millionen Euro (Fryer, 2014).

Nach dem Gesangsstudium bei Arrigo Pola in Modena sowie später bei Ettore Campogalliani in Mantua hat Pavarotti im Jahr 1961 den Achille-Peri-Wettbewerb gewonnen und als Folge die Chance bekommen, in der Aufführung von „La Bohème“ im Teatro Municipale di Reggio Emilia zu singen (Hollaender, 2007). Im Publikum saß Alessandro Ziliani, ein wichtiger Mailänder Agent, der Pavarotti als Klient annahm und ihm Engagements verschaffte (Schmidt, 1995). Es folgten Auftritte in verschiedenen italienischen und internationalen Opernhäusern wie Covent Garden und Wiener Staatsoper (Hollaender, 2007).

Wie Hollaender (2007) feststellt, war Pavarotti stimmlich für seinen lyrischen Gesang berühmt, der sich durch Geschmeidigkeit, Eleganz und schnelle Wendigkeit auszeichnete und somit zur „Jahrhundertstimme“ gekrönt wurde. Sein metallisch gefärbter lyrischer Tenor vermittelte den Eindruck einer hellen, strahlenden, geschmackvoll geführten Stimme mit einem leichten Übergang der Register und einer punktgenauen Höhe. Pavarotti hatte immer ganz genaue Vorstellungen von der Gestaltung seiner Partien und ging bei deren musikalischer Interpretation immer vom Text aus. Obwohl er mehr mit Mimik und den Augen als mit Körpereinsatz arbeitete, kam doch eine gewisse Ausstrahlung während seiner Interpretationen über die Bühne. Da Pavarotti aus körperlichen Gründen zu statisch wirkte, dabei jedoch trotzdem immer in der Rolle aufgehen wollte, hatte er sehr genaue Vorstellungen, wie dies zu verwirklichen war. Pavarotti sang immer alles äußerst technisch und setzte seine stimmlichen Stärken, insbesondere in der Höhe, gezielt ein (Hollaender, 2007). Dazu verwendete er bewusst das Zwerchfell. Das Zwerchfell ist nicht nur bei hohen Tönen wichtig, sondern auch für die leisen Töne. Die leisen, tiefen Töne müssen einen großen, reichhaltigen Klang haben. Er soll auch gleichmäßig und rein sein. Hinter den zarten Tönen muss die ganze Kraft eines Sängers beziehungsweise einer Sängerin stehen. Diese erfordern genauso viel Stütze durch das Zwerchfell wie die lauten, hohen Töne (Schmidt, 1995). Somit waren Pavarottis Töne ideal fokussiert und für ihn leicht zu produzieren (Fryer, 2014). Luciano Pavarotti hatte ganz klare Vorstellungen davon, wann eine Phrase betont, zurückgenommen oder laut gesungen werden sollte (Hollaender, 2007). Er änderte seinen Gesangsstil auch im Operatic Pop-Bereich nicht (Schmidt, 1995).

Auch was sein Image betrifft, behielt Pavarotti auf der Pop-Bühne ebenso das opernhafte, rein klassische Image bei. Tiefschwarzes Haar, markanter Vollbart, Frack und großes Taschentuch wurden zu Pavarottis Markenzeichen. Sein privates Auftreten in der Öffentlichkeit war von weiten Umhängen und bunten Hermès-Schals geprägt. Somit wurde eine echte „Marke Pavarotti“ kreiert. Mit diesem Erscheinungsbild, das seine Geltung als „Popstar der Klassik“ unterstrich, unterschied sich Pavarotti deutlich von allen seinen Kollegen und Kolleginnen aus der Klassikbranche (Hollaender, 2007).

1968 fand Pavarotti in New York einen „Press Manager“ namens Herbert Breslin. Dieser begann sowohl die Boulevard-Presse für den neuen Tenor zu interessieren und zu mobilisieren als auch Auftritte in Fernsehshows und schließlich die ersten größeren Open-Air-Konzerte in den USA für ihn zu arrangieren (Hollaender, 2007). Wie Schmidt (1995) anmerkt, ist nach Pavarottis Meinung die Welt der Oper ziemlich begrenzt. Aus diesem Grund wollte er nicht nur ein Publikum jenseits dieser kleinen Gruppe von Menschen erreichen, sondern auch das Gefühl der Nähe auf einer Konzertbühne für sich erleben und vermitteln. Darüber hinaus hat das Fernsehen Pavarottis Wirkungskreis als darstellender Künstler erheblich erweitert. Da er nicht nur das Interesse des Publikums wecken, sondern auch seine Zuneigung gewinnen wollte, hat Pavarotti immer die Chance genützt Dinge zu tun, die ihn noch bekannter machen konnten (Schmidt, 1995). Nun zog Pavarotti mit einer besonderen Massenwirkung in populären Liedern und Arien ein breites Publikum, das teilweise zur Oper überhaupt keinen Bezug hatte, in seinen Bann. Dazu kam eine rasant voranschreitende Plattenkarriere. Der „Weltstar Pavarotti“ war geschaffen. Es wurde nun ein Mega-Event nach dem anderen von dem seit 1981 für Pavarotti arbeitenden ehemaligen Showpromoter aus Las Vegas, Tibor Rudas, organisiert. Demzufolge war Rudas für alle seine Konzerte verantwortlich und Breslin betreute nur noch die Opernverträge in Amerika (Hollaender, 2007).

Laut Hollaender (2007) machte Pavarottis Auftritt bei der Eröffnungsgala der Fußballweltmeisterschaft in Italien im Jahr 1990 ihn zum Megastar mit einer größeren Popularität als jeder Opernsänger beziehungsweise jede Opernsängerin zuvor. Dieser Auftritt fand vor einem absoluten Nicht-Opernpublikum statt und Pavarotti kam damit in die Pop-Charts. Das war der eigentliche Durchbruch zum Popstar. Seitdem wurde regelmäßig in Modena mit „Pavarotti & Friends“ ein gemeinsames Konzert Pavarottis mit Pop- und Rockstars abgehalten, in welchem der Operngesang mit der Rock- und Popmusik vereint wurde. Infolgedessen gewann Pavarotti vor allem durch die Tonträger immer breitere Publikumsschichten auch außerhalb der klassisch interessierten Rezipienten und Rezipientinnen. Diese Crossover-Konzerte, bei denen Pavarotti mit vielen aktuellen Popstars Duette aufnahm, wurden insgesamt über 10 Millionen Mal verkauft. Die Single „Miss Sarajevo“ mit Bono von U2 besetzte Platz 6 in den britischen Popcharts und Platz 1 in Lettland. Die Konzertprojekte waren lohnend, denn die Operngagen stellten im Vergleich zu Pavarottis Open-Air-Konzertgagen nur einen Bruchteil auf dem freien Markt (Hollaender, 2007).

1990 fand als Rahmenprogramm der Fußballweltmeisterschaft auch das erste Drei-Tenöre-Konzert mit Luciano Pavarotti, Plácido Domingo und José Carreras in Rom statt (Schmidt, 1995). Seit diesem Zeitpunkt begann Pavarotti den Operngesang auf der Pop-Bühne zu popularisieren. Mit dem Konzert der drei Tenöre begann „ein absoluter »Hype«, der etwas Einmaliges in der gesamten Operngeschichte darstellen sollte“ (Hollaender, 2007, S. 32). Nach der Lektüre von Hollaender (2007) stellt sich damit die Frage, wo der Autor das Konzert verortet wissen will: Will er es noch in der Welt der Operngeschichte sehen oder aber schon in der Welt der Popgeschichte? Von der Aufnahme dieses Konzertes wurden über 10 Millionen Exemplare verkauft (Schmidt, 1995). „Es ist die meistverkaufte Aufnahme von klassischer Musik in der Geschichte der Schallplatte und eine der bestverkauften Aufnahmen überhaupt“ (Schmidt, 1995, S. 94). Das Album, das nach dem ersten Drei-Tenöre-Konzert veröffentlicht wurde, wurde 1991 in Großbritannien mit Fünffach-Platin ausgezeichnet (Fryer, 2014). Dank dem großen Erfolg im Bereich der Plattenverkäufe gelang Pavarotti der Aufstieg zu einem Superstar, der die Grenzen vom Klassik- zum Popstar auch kommerziell überschritt. Zunächst gab es nach diesem Megaerfolg längere Zeit keine dergleichen Konzerte. Dann folgte das erste in Monte Carlo, dann wieder bei Fußballanlässen in Europa und in den USA, wobei alles an Größe gewann. Es wurde die Marke „The Three Tenors“ geschaffen, die zu einer Art Konzertfabrik gemacht wurde, die Unsummen abwarf und ein Stadion nach dem anderen füllte. Die Erschließung neuer Zielgruppen wuchs jeweils schubartig im Zusammenhang mit Pavarottis „Marktwert“ (Hollaender, 2007).

Luciano Pavarottis letzte Auftritte erfolgten in Verbindung mit einigen finalen Platteneinspielungen wieder solo. Im Jahr 2005 entschloss er sich zu einer großen Abschiedstournee. Doch aufgrund seiner Krebserkrankung musste diese abgebrochen werden. 2007 verstarb Pavarotti im Alter von 71 Jahren (Hollaender, 2007).

Luciano Pavarotti begeisterte durch seinen klassischen Gesang Publikumsschichten, die gar nichts mit der Oper zu tun hatten. Es gelang ihm mit dem Mittel des klassischen Gesangs zum Popstar zu werden und in Popularitätsbereiche vorzudringen, die klassischen Sängern beziehungsweise Sängerinnen sonst verschlossen blieben (Hollaender, 2007). Sogar für seine Operatic Pop-Fans hat Pavarotti niemals seine Opernstimme verfälscht (Fryer, 2014). Da Pavarotti eine klare eigene Linie, ein Image, das zwar sorgfältig gepflegt und weiterentwickelt, aber nie künstlich gemacht war, hatte, war er so besonders überzeugend und in seiner Art unmittelbar glaubhaft und authentisch (Hollaender, 2007). „Und das schätzte das Publikum, gleich welcher Zugehörigkeit, über die Maßen. Luciano Pavarotti spielte nicht Luciano Pavarotti, er war es. Man hätte ihn nicht besser erfinden können als er war. Das verlieh ihm das besondere Etwas, das einzigartige Flair und die große Überzeugungskraft“ (Hollaender, 2007, S. 129).

Conclusio

Zusammenfassend konnte die qualitative Analyse der Karriereentwicklung des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti zeigen, dass er zum Zeitpunkt seiner Eroberung der Pop-Bühne durch Operatic Pop Songs in der Opernwelt bereits sehr erfolgreich war und einen großen Namen hatte. Zum einen war für ihn von größter Bedeutung diesen Namen auf die Pop-Bühne zu übertragen, zum anderen wollte und konnte er neue Fans für seine Operatic Pop Songs auf der Pop-Bühne gewinnen. Pavarotti schätzte jedoch auch sein großes Opernpublikum sehr und wollte, dass dieses auf die Pop-Bühne mitzieht. Aus diesem Grund hat er das opernhafte, rein klassische Image beibehalten und dieses auch gebrandet. Tiefschwarzes Haar, markanter Vollbart, Frack und großes Taschentuch wurden zu Pavarottis Markenzeichen. Sein privates Auftreten in der Öffentlichkeit war von weiten Umhängen und bunten Hermès-Schals geprägt. Somit wurde eine echte „Marke Pavarotti“ kreiert. Obwohl Pavarotti mehr mit Mimik und den Augen als mit Körpereinsatz arbeitete, kam doch eine gewisse Ausstrahlung während seiner Interpretationen über die Bühne. Was seine Gesangstechnik angeht, war Pavarotti konservativ. Die qualitative Analyse ergab, dass Pavarotti seine Operatic Pop Songs auf der Pop-Bühne, genauso wie seine Opernpartien in den Opernhäusern, auf die opernhafte Art, mit einer klassischen Gesangstechnik, sang. Sogar auf der Pop-Bühne nutzte Pavarotti optimal seine Resonanzen, projektierte den Klang durchgängig laut, atmete tief in die Flanken, vokalisierte gleichmäßig und homogen, sang mit einem durchgängigen Vibrato die Töne lange aus und verband diese, sodass sie ineinander übergingen. Diese Beständigkeit sowohl in der Musik als auch im Branding wurde zu seinem Markenzeichen auf der Pop-Bühne und konnte eine Vielzahl an Opernfans und Popfans vereinen.

4.1.2. Karriereentwicklung der Operatic Pop Band „Il Divo“

Nach der Lektüre von Rossi (2006) beschloss der englische Musik- und Filmproduzent Simon Cowell nach einem Fernsehauftritt der drei Tenöre mit Luciano Pavarotti, Plácido Domingo und José Carreras Sänger mit ausgebildeten Opernstimmen für eine Operatic Pop Band zu suchen, die eine Brücke von der Oper zum Pop schlagen sollte. An den drei Tenören gefiel Simon Cowell vor allem ihre Energie, ihre dramatische Ausstrahlung und ihr besonderer Klang. Er wollte ein Opernquartett der Extraklasse gründen. Das Ziel bestand darin, eine Gruppe mit voll ausgebildeten Stimmen und einem aus traditioneller, klassischer Musik und Popsongs vermischten Repertoire zusammenzustellen. Innerhalb von zwei Jahren formierte sich die Operatic Pop Band Il Divo. Der Bariton Carlos Marín (Spanien) sowie die Tenöre Urs Bühler (Schweiz), Sébastien Izambard (Frankreich) und David Miller (USA) waren wie geschaffen für die multinationale Operatic Pop Band Il Divo. Im Dezember 2003 trafen die Mitglieder zwei Tage vor Beginn der Plattenaufnahmen zum ersten Mal in London aufeinander. Die vier erfahrenen Sänger waren bereit im Quartett zusammenzuwirken und doch unverwechselbar sie selbst zu sein, Popsongs und Traditionals ebenso geschmeidig in die Neuzeit herüberzubringen wie populäre Opernarien (Rossi, 2006).

Wie Rossi (2006) behauptet, ist Il Divo die einzige Klassik-Group mit hochkarätiger und trotzdem leicht zugänglicher Musik, die alle Aspekte der Popkultur wie kreischende Fans, Number-One-Hits, Talkshows, Tourneen, Limousinen und Starkult abdeckt. Sie machen der Popmusik erfolgreich Konkurrenz und gewinnen gleichermaßen die Herzen und Gemüter von Opern- und Popmusikfans. Das Debütalbum der Band wurde über vier Millionen Mal verkauft und vielfach mit Platin weltweit ausgezeichnet, weshalb Il Divo zu den erfolgreichsten Aufsteigern in der aktuellen Musikszene zählen. Il Divo belegten bereits mit ihrem ersten Album in zwölf Ländern den ersten Platz, waren in weiteren 25 Ländern unter den ersten fünf und wurden in den USA, Kanada, Großbritannien, Irland, Frankreich, Spanien, Hongkong, Australien und Neuseeland mit Platin ausgezeichnet. Von Il Divo stammt auch der offizielle Song der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mit dem Titel „Time of Our Lives“. Dieser wird von dem Gesangsquartett auf Deutsch, Englisch, Französisch sowie in einer mehrsprachigen Version interpretiert. „Mit über vier Millionen verkauften Platten haben sie bewiesen, dass die Welt für ihre fantastische Kombination aus Stimmgewalt, eleganter Präsentation und gefühlvoller Ausstrahlung bereit ist“ (Rossi, 2006, S. 9).

Laut dem Il Divo Sponsoring-Deck, welches als Quelle im folgenden Absatz herangezogen wird, wurde die Operatic Pop Band 2011 bei den Classic Brit Awards zum „Künstler des Jahrzehnts“ gekürt. Die Bandmitglieder waren die ersten Classical Crossover-Künstler:innen, die ein Albumdebüt auf Platz eins der Billboard Top 200 Charts hatten. Il Divo ist die kommerziell erfolgreichste Classical Crossover-Gruppe der internationalen Musikgeschichte: Mit 160 zertifizierten Gold- und Platin-Hits in 35 Ländern ist sie Vorreiter im Genre des Operatic Pop in der klassischen Crossover-Musik. Allein nach dem Erscheinen ihrer ersten vier Alben konnten durch die Live-Konzerte von Il Divo weltweit über zwei Millionen Konzertkarten verkauft werden. Bisher waren vier Welttourneen ausverkauft. Die Operatic Pop Band hatte Auftritte in den besten Veranstaltungsorten vor einem voraussichtlichen Gesamtpublikum von 52 000 Zuschauern. Da alle Konzerte mit minutenlangen Standing Ovations enden, ist das Publikum äußerst engagiert und hat eine starke emotionale Bindung zur Musik und zur Band. Il Divo hat 1,5 Millionen Follower auf Facebook und 113 000 Follower auf Instagram (Perl, o. J.).

Rossi (2006) hebt die Qualitäten der Opernstimmen der Protagonisten David Miller, Urs Bühler und Carlos Marín hervor. Sie unterstreicht dabei sowohl die vollen und runden Timbres von David Miller und Urs Bühler wie den dunkel getönten Bariton von Carlos Marín, der durch den Stimmenmix durchklingt. Carlos Maríns satte, weiche Töne beherrschen auch die höheren Register. Das vierte Mitglied Sébastien Izambard steuert das entscheidende Popelement bei (Rossi, 2006).

David Miller absolvierte am Konservatorium von Oberlin ein volles Gesangstudium sowie ein Aufbaustudium im Fach Operngesang am Oberlin College. Er verfügt über alle Eigenschaften, die für eine Karriere als darstellender Künstler beziehungsweise darstellende Künstlerin essenziell sind: großartige Stimme, ausgefeilte Technik, sichere Interpretation, starke Bühnenpräsenz sowie solides musikalisches Können. Vor seinem Einstieg bei Il Divo hatte David Miller zehn Jahre lang bei insgesamt 45 verschiedenen Opern- und Musikproduktionen mitgewirkt. Er hatte Auftritte in Amerika, Australien und Europa. David Millers strahlende, kraftvolle Opernstimme, seine ausdrucksvolle Mimik, die weit geöffneten Augen, das Zusammenspiel sämtlicher Gesichtsmuskeln beim Formen möglichst perfekter Töne und seine Körpersprache kommen auf der Bühne voll zur Wirkung (Rossi, 2006).

Urs Bühler studierte an der Luzerner Musikakademie Schul- und Kirchenmusik. Mit siebzehn Jahren wurde er Leadsänger bei der Hardrockband Conspiracy. Nach dem Abschluss an der Akademie wechselte Urs Bühler auf das Amsterdamer Konservatorium. Nach einer Festspielsaison in Salzburg als Chorsänger führte seine Karriere Urs Bühler nach Holland, wo er sich über sieben Jahre hinweg als Mitglied der Staatsoper und Mitwirkender bei diversen Oratorien einen Namen machte (Rossi, 2006).

Rossi (2006) deutet an, dass Carlos Marín der einzige Bariton der Gruppe ist. Er ist kein Bassbariton, sondern ein Heldenbariton, der sowohl mühelos die höheren Töne seiner Stimmlage beherrscht als auch mit Leichtigkeit in die tieferen Lagen wechseln kann. Da Carlos Marín als Heldenbariton einen wesentlich größeren Tonumfang als andere Baritone hat, ist er bei Il Divo unverzichtbar. Carlos Marín ist die akustische Stütze sowie die charakteristische Stimme der Band, wobei die tiefen, reichen, dunklen Klänge seiner Grundstimme in den zarteren Passagen deutlich herauszuhören sind. Alle kraftvollen Töne werden im Repertoire der Operatic Pop Band von Carlos Marín gesungen. Für seine tiefen Töne hat er sich somit den Beinamen „primo baritono“ verdient. Carlos Marín wurde in Deutschland geboren. Seine Eltern waren spanischer Herkunft. Einige Jahre später zog Carlos Marín nach Amsterdam und weiter nach Spanien. Dort nahm er an Meisterklassen von Alfredo Kraus, Montserrat Caballé sowie Jaime Aragall teil und trat als Sänger in zahlreichen Opernaufführungen auf. In all diesen Werken sind die Darsteller:innen gefordert, nicht nur perfekt zu singen, sondern auch zu schauspielen und überzeugend mit anderen Darstellern und Darstellerinnen zu interagieren (Rossi, 2006).

Mit acht Jahren galt Carlos Marín bereits als musikalisches Wunderkind, mit zehn veröffentlichte er seine erste Platte. Er genießt es auf der Bühne oder vor einer Kamera zu stehen und große Vorstellungen zu geben. Obwohl Carlos Marín ein Image als verführerischer spanischer Frauenschwarm pflegt, nimmt er dieses nicht besonders ernst. Seine deutlich unerschöpfliche Energie zeigt sich jedoch in seiner kindlichen Freude an Späßen aller Art. Carlos Marín war Opernsänger und trat viel in Musicals auf. Dank seiner voll klingenden Stimme bekam er stets tragende Rollen. Seine geballte Erfahrung, sein schmelzender Bariton und sein gefestigter Ruf zählen zu Carlos Maríns besonderer Anziehungskraft. Aufgrund des Erfolges von Il Divo hat Carlos Marín alle seinen anderen Engagements abgesagt und sich ausschließlich auf das Fortkommen der Band konzentriert (Rossi, 2006).

Sébastien Izambard ist der Popsänger und somit die „populäre Stimme“ der Gruppe. Obwohl ihm als einzigem der vier Bandmitglieder die klassische Gesangsausbildung fehlt, hat sich sein Ruf als Songschreiber und Produzent für viele französischsprachige Musiker:innen in Paris bereits vor seinem Einstieg bei Il Divo gefestigt, wodurch Sébastien Izambard als das „neue Supertalent“ des französischen Pop galt. Zudem unterstreichen die Kritiker die besondere „Leuchtkraft“ seiner Stimme. Sein erstes Soloalbum veröffentlichte Sébastien Izambard im Jahr 2001 (Rossi, 2006).

Der Erfolg von Il Divo als Opern-Supergroup hat nicht so sehr mit Aussehen oder Marketing zu tun, sondern mit ihrem unverwechselbaren Sound, einer gelungenen Kombination aus klassischen Arien und populärer, eingängiger Musik (Rossi, 2006).

Die Bandmitglieder von Il Divo ändern ihren Gesangsstil auch im Operatic Pop Bereich nicht. Die Technik des Operngesangs erfordert den bewussten Einsatz von Gaumen, Rachen und Kehlkopf. Mit derer Hilfe entsteht die starke, klare und freitragende Stimme, die als Opernstimme bezeichnet wird. Bei der Suche nach dem geeigneten Klang entschieden sich Il Divo am Anfang ihrer Zusammenarbeit zunächst für „einen eher konservativen Stil: zu Beginn ganz sacht und eher Richtung Pop, zum Schluss dann geballte Oper. Also ein bunter Stilmix aus Oper, Musical und Pop“ (Rossi, 2006, S. 84). Im Anschluss an einen sanft wirkenden Beginn übernehmen alle vier Sänger zunächst abwechselnd den führenden Part und steigern sich dann gemeinsam zu einem wahren „Opernfinale“ (Rossi, 2006).

Da der Musik- und Filmproduzent Simon Cowell sich bei der Gründung der Operatic Pop Band Il Divo bewusst die drei berühmten italienischen Tenöre Luciano Pavarotti, Plácido Domingo und José Carreras als Vorbild genommen hat, wurde für die Mitglieder dieser Band ein opernhaftes, rein klassisches Image kreiert und im Weiteren auch gebrandet. Anzüge von Giorgio Armani sind das Markenzeichen von Il Divo (Rossi, 2006). Petry (2020) deutet an, dass sowohl ein bestimmter Dresscode einzuhalten wie auch musikalisches Material mit Respekt zu behandeln sei und stellt fest, dass ein Star zwar nicht gezwungen wäre einen Anzug zu tragen, aber sich mit außermusikalischen Parametern positionieren muss.

Da „Il Divo“ mit „göttlicher Sänger“ übersetzt wird, bestand das Bestreben bereits von Anfang an die Band entsprechend zu präsentieren. Der Name der Operatic Pop Band „lässt an die elegante Welt der Oper denken, an hochtalentierte Sänger, große Emotionen und hochdramatische Momente – eben alles, was Il Divo ausmacht“ (Rossi, 2006, S. 91).

Rossi (2006) betont, dass Popmusik überwiegend in Englisch gesungen wird. Da Il Divo eine international besetzte Popband ist, hätte dies ein Problem für ihr Repertoire darstellen können. Doch gerade die Sprachenvielfalt, die sich in ihrem Repertoire widerspiegelt, verhalf ihnen zum raschen Erfolg, da die Band Il Divo nicht in erster Linie auf den Popmusikmarkt und speziell ihren amerikanischen Sektor ausgerichtet ist. Das erste Album von Il Divo eroberte in der ersten Woche nach seiner Veröffentlichung den Spitzenrang in den britischen Charts und belegte den ersten Platz. „Der enorme Zulauf und die Tatsache, dass sich die CDs von Il Divo fantastisch verkaufen, ohne regulär im Radio zu laufen, erweckt den Eindruck, dass neue Mischung aus Pop und Oper, aus klassisch-lyrischem Gesang in Kombination mit schwungvoller Orchestrierung und gefühlvollen Arrangements zu einem neuen Genre der Populärmusik werden könnte“ (Rossi, 2006, S. 93).

Obgleich Il Divo ihre Musikstücke aus dem Pop- oder Klassikgenre beziehen, das Hauptthema ist stets die Liebe, da jeder Mensch sich von romantischer Musik angesprochen fühlt und einen Bezug dazu entwickeln kann. Il Divo bringen mit ihren Stimmen und Arrangements dauerhafte und universell geltende Werte wie Mutterliebe, romantische, wahre oder ewige Liebe, welche sowohl in den größten Opernarien als auch in den größten Popsongs gleichermaßen zu finden sind, zum Ausdruck. Es war das Bestreben von Il Divo romantisch beschwingte Songs mit üppigen Orchesterarrangements einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und somit eine Brücke zwischen Klassik und Pop zu schlagen (Rossi, 2006).

Conclusio

Zusammenfassend konnte die qualitative Analyse der Karriereentwicklung der Operatic Pop Band Il Divo zeigen, dass drei der vier Bandmitglieder bereits vor ihrer Zusammenarbeit eine klassische Opernkarriere verfolgten. Da der Musik- und Filmproduzent Simon Cowell sich bei der Gründung der Operatic Pop Band Il Divo bewusst die drei berühmten italienischen Tenöre als Vorbild genommen hat, wurde für die Mitglieder dieser Band ein opernhaftes, rein klassisches Image kreiert und im Weiteren auch gebrandet. Mit den Anzügen von Giorgio Armani, die das Markenzeichen von Il Divo sind, verweist dieser bestimmte Dresscode auf das spezifische Musikgenre Operatic Pop. Der Erfolg von Il Divo als Opern-Supergroup hat zum einen mit Aussehen und Marketing und zum anderen mit ihrem unverwechselbaren Sound, einer gelungenen Kombination aus klassischen Arien und populärer, eingängiger Musik, zu tun. Da Il Divo eine international besetzte Popband ist, verhalf ihnen die Sprachenvielfalt, die sich in ihrem Repertoire widerspiegelt, zum raschen Erfolg. Das am Bild des überkommenen Bildungsbürgertums orientiertes Auftreten der Bandmitglieder und ihre elegante Präsentation sollten sowohl die kulturelle Elite als auch junge gebildete Menschen ins Publikum locken. Dies ist der Band auch gelungen. Da drei der Mitglieder der Operatic Pop Band Il Divo Opernstimmen besitzen und das vierte Mitglied das entscheidende Popelement beisteuert, singen Il Divo opernhaft. Die qualitative Analyse ergab, dass die Bandmitglieder optimal ihre Resonanzen nutzen, den Klang durchgängig laut projektieren, gleichmäßig und homogen vokalisieren, mit einem durchgängigen Vibrato die Töne lange aussingen und diese verbinden, sodass sie ineinander übergehen. Il Divo konnten für ihre Operatic Pop Songs ein breit gefächertes Publikum gewinnen und Fans unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten zusammenbringen. Ihre Musik ist für alle zugänglich, unabhängig vom sozialen Status oder musikalischer Ausbildung.

4.2. Spektralanalyse der Phrasierungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band "Il Divo"

Anhand der Liveaufnahme des von Luciano Pavarotti mit Lucio Dalla gesungenen Operatic Pop Songs „Caruso“ sowie der Liveaufnahme des von „Il Divo“ gesungenen Operatic Pop Songs „Adagio“ werden mittels Spektralanalyse sowie auditiver Beurteilung die Phrasierungen dieser Operatic Pop Sänger hinsichtlich Dynamik, Rhythmik, Tonbildung, Stimmcharakteristik und Klangfarbe analysiert. Das daraus generierte Wissen wird verwendet, um meine eigene optimale Phrasierung zu finden, die zum Erfolg auf der Operatic Pop-Bühne führen kann, und diese während der Interpretation von Operatic Pop Songs dementsprechend anzuwenden.

Die auditive Beurteilung der Liveaufnahme des von Luciano Pavarotti mit Lucio Dalla gesungenen Operatic Pop Songs „Caruso“ demonstrierte, dass Luciano Pavarotti mit durchgängigem natürlichen Vibrato sowie niedriger Kehlkopfposition sang und klare ausgeglichene Vokale formulierte. Die Spektralanalyse sowie die auditive Beurteilung konnten zeigen, dass Pavarotti bereits zu Beginn seiner Phrasen bewusst sofort mit Maximaldynamik einsetzte. Pavarotti sang die Phrasen stets mit einer Legato-Linie, wobei er zum Ende der Phrasen hin erneut crescendierte. Diese dynamische Gestaltung brachte Pavarotti in jedem Gesangseinsatz ein, obwohl es gerade für ihn als klassischen Sänger ziemlich ungewöhnlich war, dass er sehr wenig phrasierte. Die Stimme zeigt in der klassischen Phrasierung einen dynamischen Aufbau: Zu Beginn wird leise eingesetzt und mit steigender Dynamik zum Höhepunkt hingeführt. Nach dem Höhepunkt sinkt wiederum die Dynamik der Stimme. Pavarotti phrasierte jedoch auf der Operatic Pop-Bühne selten so wie in der Klassik, was untypisch für ihn war. Stattdessen bevorzugte Pavarotti folgende Gestaltung einer Phrase: Er atmete zunächst tief in die Flanken ein und setzte gleich zu Beginn einer Phrase auf ident hohem dynamischem Niveau ein, wobei das unmittelbare, fast an einen schreienden Ausdruck grenzende Dynamikverhalten bei den Zuhörern beziehungsweise Zuhörerinnen einen Eindruck vom ein wenig „Ungeschultem“ in der Stimme erzeugt. Dieses bewusste „Herausschreien“ in der eigentlichen Maximaldynamik könnte generell Pavarottis dynamisch kodiertes Gestaltungsmerkmal auf der Operatic Pop-Bühne sein. Die Umstellung Pavarottis von dem, was er auf der Opernbühne klassisch machte, auf das Popverhalten sowie das unmittelbare Hineingehen mit Maximaldynamik am Anfang einer Phrasierung, könnten speziell bei ihm ein Paradigmenwechsel und ein tatsächlicher Strategiewechsel sein, wodurch bei ihm ein individuelles Popcharakteristikum erkennbar wird. Es entsteht der Eindruck, dass Pavarotti sogar ganz bewusst am Stilmittel überdreht und dies zu einer Art Karikatur von Popsängern beziehungsweise Popsängerinnen wird, die mehr oder weniger keine ausgebildete Stimme haben. Es soll durch die Feststellung dieser Tatsache keine Wertung zwischen dem Popgesang und seiner Stilistik und der Klassik gemacht werden. Es muss jedoch festgehalten werden, dass Pavarotti teilweise bewusst im Sinne einer Karikatur gestaltet hat. Durch das „Herausschreien“ versuchte Pavarotti ein Klangfarben-Vibrato zu generieren, welches zwischen der klassisch austrainierten Stimme und dem Popgesang wechselte. Er legte wenig Wert auf Textverständlichkeit, sondern spielte ganz expressiv mit dem Formant-Charakter und mit dem Vokalcharakter der Stimme mithilfe seines Kehlkopfes. Laut Goebel & Hall (2008) setzt sich die Stimminformation aus einem Formanten, der bei allen Menschen gleich bleibt, zusammen. Dies macht den Klangcharakter einer Stimme erkennbar – ob es eine männliche oder eine weibliche Person ist und in welcher Stimmlage diese Person singt (Goebel & Hall, 2008). Innerhalb Pavarottis musikalischer Darbietung entsteht bei den Zuhörern beziehungsweise Zuhörerinnen zusätzlich der Eindruck von etwas „Umhüllenden“. Es wird das Gefühl vermittelt, als ob Pavarotti mit diesen zwei Ebenen der Popmusik – die der „untrainierten“ Stimme, die in sich einen gewissen Charakter hat, und der Klassikstimme, welche durch das Training eine ganz andere Flexibilität hat, – so eine Art Klangfarben-Vibrato im Sinne dieser Vokalverschiebung in seinen Interpretationen machen wollen würde, die mit diesem Zwischenbereich zwischen „trainierter“ Stimme und „untrainierter“ Stimme spielt. Luciano Pavarotti hatte nämlich als klassischer Interpret die Schwierigkeit diesen Eindruck des „Untrainierten“, der für Pop signifikant ist, imitieren zu müssen. Pavarotti spielte mit der stimmlichen Gestaltung und der Verschiebung in andere Vokalbereiche hinein. Mit seinem Stimmdruck gab er durch das „Herausschreien“ nochmals jedem einzelnen Vokal und somit jeder einzelnen Wortsilbe noch eine gewisse Aura, die zum großen Erfolg seiner Stimme führten. Dieser Stimmcharakter scheint für den Operatic Pop Sänger Luciano Pavarotti typisch zu sein. Stimmen von Opernsängern und Opernsängerinnen weisen gewöhnlich in einem Frequenzbereich von 2000 bis 3000 Hz Maxima auf (Choi, Jin, Kwon, Lee, Lee & Lee, 2008). Pavarotti sang die Phrasen in seiner Operatic Pop-Liveaufnahme jedoch in einem Frequenzbereich von 2000 bis 4000 Hz mit einer Senke bei 3000 Hz zu Beginn, was auf akustische Eigenarten des Raumes oder der Verstärkung zurückgeführt werden kann. Das breite Spektrum an hohen Obertönen spielte eine entscheidende Rolle für die Tragfähigkeit seiner Stimme und verlieh Pavarotti das einzigartige Timbre des metallisch gefärbten, hellen, strahlenden lyrischen Tenors. Er pflegte einen homogenen, einheitlichen Klang. Luciano Pavarotti hielt ganz präzise den Rhythmus und die Tonlängen innerhalb jeder Phrase ein, wobei er stets durch zusätzliche Betonung das letzte Wort dieser Phrase unterstrich.

Die auditive Beurteilung der Liveaufnahme des von „Il Divo“ gesungenen Operatic Pop Songs „Adagio“ bezeugte, dass die Bandmitglieder von „Il Divo“ mit durchgängigem natürlichen Vibrato sowie niedriger Kehlkopfposition singen und klare ausgeglichene Vokale formulieren. Die Spektralanalyse sowie die auditive Beurteilung ergaben, dass „Il Divo“ die gesungenen Phrasen immer mit einer Legato-Linie verbinden. „Il Divo“ weisen eine Umkehrung des klassischen Prinzips auf, in welchem die Opernstimme über einen dynamischen Aufbau verfügt – es wird leise eingesetzt und mit steigender Dynamik zum Höhepunkt hingeführt, wonach die Dynamik der Stimme wiederum sinkt. Auch im Vergleich zu Luciano Pavarottis Phrasierung auf der Operatic Pop Bühne hat die Phrasierung von „Il Divo“ eine teilweise umgekehrte Tendenz vorzuweisen. In dieser Gegentendenz setzen die Stimmen des Quartetts stets mit maximaler Dynamik ein, wobei diese zum Schluss einer Phrase sinkt. Dabei ist Carlos Marín die akustische Stütze sowie die charakteristische Stimme der Band und Sébastien Izambard steuert das entscheidende Popelement bei. Im Anschluss an einen sanft wirkenden Beginn übernehmen in ihrer Liveaufnahme alle vier Sänger von „Il Divo“ zunächst abwechselnd den führenden Part und steigern sich dann gemeinsam zu einem wahren „Opernfinale“, wobei die Spektralanalyse zeigt, dass sie dabei im Gegensatz zu Luciano Pavarotti in einem Frequenzbereich bis 3000 Hz singen. Ihr dominanter Frequenzbereich mit einem breiten Spektrum an hohen Obertönen verleihen den Stimmen von „Il Divo“ ein einzigartiges Timbre bestehend aus einer Mischung aus vollen, runden Tenorklängen sowie dunkel getönten Baritonklängen und spielen eine entscheidende Rolle für die Tragfähigkeit des homogenen, einheitlichen Gesamtklanges der Band sowie die außergewöhnliche Schallkraft ihrer Stimmen. „Il Divo“ halten ganz präzise den Rhythmus und die Tonlängen innerhalb jeder Phrase ein, wobei der erste und der dritte Schlag stets akzentuiert werden. Zum Schluss mündet der Operatic Pop Song „Adagio“ in eine zusätzliche markante Betonung des mit dem Titel des Liedes übereinstimmenden Wortes durch die Operatic Pop Band „Il Divo“.

Abbildung 1: Spektrogramm des Operatic Pop Songs „Caruso“ von Luciano Pavarotti
Abbildung 2: Spektrogramm des Operatic Pop Songs „Adagio“ von „Il Divo“
Abbildung 3: Comparisonics Wellenformdarstellung der Operatic Pop Songs „Caruso“ von Luciano Pavarotti und „Adagio“ von „Il Divo“
Abbildung 4: Comparisonics Wellenformdarstellung des Operatic Pop Songs „Caruso“ von Luciano Pavarotti

Eine Übersicht über die Ergebnisse gibt uns Tabelle 1.

Tabelle 1: Spektralanalyse und auditive Beurteilung der Phrasierungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“ dargestellt an den im Fließtext genannten Musiktiteln

4.3. Experteninterview mit Business und Brand Coach Mag.a Daniela Ettl

Das semistrukturierte Experteninterview mit Business und Brand Coach Mag.a Daniela Ettl (siehe Anhang 1) soll einen Einblick in die Entwicklung einer klaren und professionellen Strategie im Branding- und Marketingbereich einer Künstlerpersönlichkeit geben, die zur Erreichung von Erfolgen auf der Pop-Bühne ausschlaggebend ist.

Aus dem Experteninterview geht hervor, dass das Branding und das Marketing einer Künstlerpersönlichkeit, die zum Erfolg auf der Operatic Pop-Bühne führen, durch mehrfache Wiederholung eines klar definierten Images einer Kunstfigur in den Medien sowie auf der Bühne erreicht werden kann. Es ist entscheidend, dass die Kreation eines Images mit dem Rollenbild, welches die Künstlerpersönlichkeit nach außen abgibt, sowie der dazugehörenden Sprache und den Kernbotschaften kohäriert. Damit das Image der Künstlerpersönlichkeit eindeutig und jedes Mal gleich ist, wählt der Künstler beziehungsweise die Künstlerin nur einige Dinge aus seinem beziehungsweise ihrem Charakter, um eine Kunstfigur zu formen. Die Kreation einer einzigartigen Kunstfigur für die Rezipienten und Rezipientinnen wird durch das Kreieren eines speziellen Images, das individuelle Outfit, die entsprechende Umgebung, die spezifische Mission und die spezifische Vision sowie persönliche Werte und Kernbotschaften ermöglicht. Darunter werden Worte und Gedanken, welche die Kunstfigur immer wieder zum Ausdruck bringen kann, sowie ein in verschiedener Form wiedererlebbarer äußerer Habitus verstanden. Der Habitus wird maßgeblich durch den Kleidungsstil repräsentiert. Das zu kreierende Bühnenoutfit soll nicht nur die Individualität der Kunstfigur mittels der sympathisch wie ästhetisch besonders auffallenden Charaktereigenschaften der Künstlerpersönlichkeit widerspiegeln, sondern auch den zu vermittelnden Werten und Kernbotschaften der Kunstfigur entsprechen und diese auch dem Publikum mitteilen.

Die Kunstfigur kann, muss jedoch nicht zwingend mit der eigenen individuellen Identität einhergehen. Solange ein:e Operatic Pop Sänger:in kein entsprechend großes Publikum in der Musikbranche hat, rät Business und Brand Coach Mag.a Daniela Ettl für einen erfolgreichen Karrierestart und eine positive Wahrnehmung durch die Zuhörer:innen auf der Operatic Pop-Bühne ein komplett neues Image zu entwickeln.

5. Entwicklung meines Kunstprojektes

5.1. Werte und Kernbotschaften meiner Kunstfigur

Die Schaffung eines klaren Bildes von den Werten, die Festlegung der für das Publikum zu vermittelnden Kernbotschaften sowie die Klärung von Vision und Mission sind für die Kunstfigur von größter Bedeutung. Am besten spiegeln sich diese über die Texte, das Marketing, die Werbung sowie die Positionierung in Interviews und Social Media wider. Es gilt herauszufinden, welche Mission und Vision eine Person hat und welche Aussagen sie im Leben durch die Kunst treffen will (Petry, 2020).

Da meine Kunstfigur mit meiner persönlichen individuellen Identität einhergeht, spiegeln sich meine individuellen Werte und Botschaften in meiner Kunst wider. Die Werte Liebe, Friede, Glaube an die Zukunft und an das Gute, Gerechtigkeit, Bodenständigkeit, Mut und Passion[1] bestimmen mein künstlerisches Schaffen.

Ich will der Welt die folgende Kernbotschaft senden: Mut zur Liebe, Liebe zum Mut! Liebe ist der Sinn des Lebens. Sie ist eine unendlich starke Kraft, die jeden Menschen ständig erfüllt, beflügelt und vorwärtstreibt. Ich will die Erkenntnis hinterlassen, dass Kunst ohne Liebe nicht existieren kann. Das Wort „Liebe“ ist zwar ein kleines Wort, aber es ist das stärkste und größte Gefühl zu dem ein Mensch fähig ist. Die Menschen können nur dann Schöpfen, solange Liebe und Frieden in ihren Herzen herrscht. Dabei ist die Pflege eines angemessenen Umganges mit anderen Menschen unentbehrlich, denn ich bin davon überzeugt, dass man die Menschen so behandeln soll, wie man selbst behandelt werden will. Nur so entstehen Gerechtigkeit und Frieden. Ein friedliches Leben ist ein glückliches Leben. Frieden ist zwar nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts! Für mich ist Frieden der Respekt gegenüber fremden Kulturen, Glauben, Lebensweisen, politischen Sichtweisen und Nationen. Insbesondere der Krieg in der Ukraine hat uns allen gezeigt, dass der Frieden unbezahlbar ist. Meiner Meinung nach ist es ausgesprochen wichtig, den Mut zu haben, egal unter welchen Bedingungen, für die eigene Zukunft zu kämpfen. Die Mission meiner Kunstfigur besteht darin, die Menschen zu ermuntern, den Mut zu haben, Schmied des eigenen Schicksals zu sein.

Vieles von dem, was ich mittels meinen Kernbotschaften vermitteln möchte, findet sich auch in den Schriften bekannter Künstler:innen der vergangenen Jahrhunderte (abrufbar unter folgendem Link www.aphorismen.de/zitat/16509):

Die Zukunft hat viele Namen. Für die Schwachen ist sie die Unerreichbare. Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte. Für die Mutigen ist sie die Chance.“ (Victor Hugo)


 

[1] Hiermit ist die „leidenschaftliche Hingabe“ gemeint. 

5.2. Image meiner Kunstfigur

Laut Engh (2006) entsteht eine Kunstfigur mittels der Kreation eines Images für die Bühne. Die Kreation eines Images kohäriert mit der inneren Einstellung der Künstlerpersönlichkeit, mit dem Rollenbild, welches die Künstlerpersönlichkeit nach außen abgibt, sowie der dazugehörenden Sprache und den Kernbotschaften. Der Künstler beziehungsweise die Künstlerin wählt nur einige Dinge aus seinem beziehungsweise ihrem Charakter, um eine Kunstfigur zu formen. Dadurch ist das Image der Künstlerpersönlichkeit eindeutig und jedes Mal gleich. Das Kreieren eines speziellen Images, das individuelle Outfit, die entsprechende Umgebung, die spezifische Mission und die spezifische Vision sowie persönliche Werte und Kernbotschaften ermöglichen die Kreation einer einzigartigen Kunstfigur für die Rezipienten und Rezipientinnen. Entscheidend bei der Kreation eines dem Künstlernamen entsprechenden Images ist die Vergabe bestimmter sich wiederholender Elemente an die Kunstfigur. Darunter werden Worte und Gedanken, welche die Kunstfigur immer wieder zum Ausdruck bringen kann, sowie ein in verschiedener Form wiedererlebbarer Kleidungsstil verstanden (Engh, 2006).

Da ich noch keinen großen Namen und noch kein entsprechend großes Publikum in der Musikbranche habe, ist es sinnvoll für einen erfolgreichen Karrierestart und eine positive Wahrnehmung durch die Zuhörer:innen auf der Operatic Pop-Bühne ein komplett neues Image, unter der Voraussetzung der Bewahrung der persönlichen künstlerischen Identität, zu entwickeln. Ich will mit meiner Kunst populäre Musik über ein Pop-Image sowie, angeregt durch die Karriereentwicklungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“, opernhafte musikalische Gestaltungsmittel mit Orchesterbesetzung vermarkten, damit eine Brücke zwischen Klassik und Pop schlagen, ein breit gefächertes Publikum unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Gesellschaftsschichten, mit unterschiedlichem kulturellem und musikalischem Hintergrund und unterschiedlicher musikalischer Ausbildung gewinnen sowie eine langfristige Beziehung zwischen mir als Künstlerin und meinen Fans initiieren und aufbauen. Mein Bestreben ist es, eine Zielgruppe an treuen Zuhörern und Zuhörerinnen zu erschließen und nachfolgend auszuweiten, welche die Sichtweisen, die Werte sowie die Botschaften meiner Kunstfigur und somit meiner persönlichen individuellen Identität vertreten, sich mit diesen identifizieren können und dementsprechend bereit sind, sich diesen Botschaften zu öffnen und dadurch angeregt werden über die in den Botschaften vermittelten Inhalte zu reflektieren.

Mein Ziel besteht darin, mithilfe eines aussagekräftigen Repertoires und einem der modernen Vorstellung von Individualität entsprechenden, ausdrucksstarken Bühnenoutfits nicht nur die Einzigartigkeit meiner Kunstfigur hervorzuheben, sondern auch Interesse und Neugier beim Publikum zu wecken und eine persönliche Beziehung zu diesem aufzubauen.

Ich bin davon überzeugt, dass zur Herstellung einer starken Bindung zu meinem Publikum mein Repertoire nicht nur mit der Stimmstärke und der Klangfarbe meiner Stimme, sondern auch mit dem Image meiner Künstlerpersönlichkeit übereinstimmen muss. Aus diesem Grund will ich bei der Repertoireauswahl für mein Kunstprojekt die Themen der Liebe, nicht nur romantische Liebe, sondern auch Menschenliebe, Liebe zu unserem Planeten und zur Umwelt sowie sozialkritische Inhalte verbinden.

Mein Künstlername lautet „GLORIALLE“, was auf den Zusammenhang mit dem Wort „Gloria“ (übersetzt aus dem Lateinischen „Ruhm“, „Ehre“) hindeutet. Der Künstlername GLORIALLE symbolisiert besondere Charaktereigenschaften wie Gerechtigkeit, Bodenständigkeit, Mut und Passion. Basierend auf den festgelegten Werten und Botschaften meiner Kunstfigur pflege ich das Image einer „romantischen Ritterin“.

GLORIALLE ist einerseits stark und mutig, andererseits bleibt sie romantischen Ideen treu.

Ich habe selbständig auch ein entsprechendes Bühnenoutfit kreiert und nähen lassen, welches bewusst auch auf junge Zuhörer:innen abzielt und sowohl klassische als auch moderne Elemente in sich verbindet.

Meiner Ansicht nach ist GLORIALLE ein symbolisch sehr aufgeladener Künstlername, der in vielen europäischen Kulturkreisen Bedeutung haben kann und somit meine Künstleridentität als „romantische Ritterin“ nachhaltig stärkt. Ich will, dass das Image meiner Kunstfigur meine Individualität zum Ausdruck bringt und meine kräftige Stimme während der Live-Performance Spiegelbild meiner starken Persönlichkeit ist.

5.3. Design meiner Kunstfigur

Obwohl mein Konzept zu meiner künstlerischen Identität als Synthese aus persönlicher Herangehensweise an die Kunstgattung und öffentlicher Wahrnehmung innerhalb des Live-Auftrittes umgesetzt wird, darf nicht auf die Einbeziehung weiterer Aspekte im Rahmen des gesamten Kreationsprozesses verzichtet werden.

Nach der Lektüre von Powers (2000) verwenden wir Designsprache, um unsere Beziehung zur Welt zu etablieren. Farbe und Material, jede Nuance des Bühnenoutfits prägen das Erscheinungsbild der Kunstfigur und tragen bei deren Konstruktion zum Gefühl der Lebendigkeit bei. Das zu kreierende Bühnenoutfit soll nicht nur die Individualität der Kunstfigur mittels der sympathisch wie ästhetisch besonders auffallenden Charaktereigenschaften der Künstlerpersönlichkeit widerspiegeln, sondern auch den zu vermittelnden Werten und Kernbotschaften der Kunstfigur entsprechen und diese auch dem Publikum mitteilen (Powers, 2000). Obwohl die von mir zur qualitativen Analyse ihrer Karriereentwicklungen zuvor ausgewählten Operatic Pop Sänger ein opernhaftes, rein klassisches Outfit pflegen, war es im Gegenteil dazu mein Bestreben ein Bühnenoutfit zu kreieren, welches sowohl klassische als auch moderne Elemente in sich verbindet, etwas Besonderes aussagt sowie entsprechende Aufmerksamkeit erregen kann, folglich meine Botschaften meinen Zuhörern und Zuhörerinnen näherbringen kann, ihnen die Möglichkeit eröffnet, sich gegebenenfalls mit meiner Kunstfigur zu identifizieren, um sie somit langfristig an meine Kunstfigur zu binden.

Das von mir kreierte Bühnenoutfit erweckt Gedanken an eine Ritterin und verkörpert, wie bereits oben dargestellt, durch kodierte Designsprache entsprechende Tugenden wie Gerechtigkeit, Bodenständigkeit, Mut und Passion.

Meiner Meinung nach zählt Kleidung zusammen mit einem bestimmten Musikstil zu einer der wichtigsten Möglichkeiten, die persönliche künstlerische Identität dem Publikum zu vermitteln. Als Sängerin bin ich davon überzeugt, dass das Bühnenoutfit die Körperhaltung beeinflusst. Diese soll im Falle meiner Kunstfigur menschliche Würde und inneres Gleichgewicht ausdrücken. Ergänzend tritt bei mir selbst der psychologische Effekt auf, dass mein Bühnenoutfit bei mir eine selbstbewusste Körperhaltung hervorruft, die mir hilft bedeutender und großartiger als außerhalb der Bühnensituation zu erscheinen, wodurch ich Effekte kreieren kann, die meine künstlerische Darbietung eindrucksvoller werden lassen.

Der Schöpfungsprozess der Design-Entwurfe meines Bühnenoutfits ist entstanden, indem ich mit der Designerin LL.M. Daniela Lypchey persönlich und zum Teil auch online zusammengesessen bin (siehe Anhang 2.1). Zunächst habe ich mir ein eigenständiges Konzept überlegt. Im Anschluss hat die Designerin bei unseren Besprechungen meine bildnerischen Visionen in Form von Skizzen festgehalten und Vorschläge gemacht, wie wir aus dem bisher Entworfenen mehr herausholen können. So wurde ich zu noch mehr Fantasie herausgefordert. Sie hat das Angebot gemacht, Ornament-Applikationen aus Spitze zu verwenden. Nachfolgend habe ich mich für Ätzspitze entschieden, die mit einem Muster bestehend aus Naturelementen wie Blatt- und Blütenformen versehen war. Die Empfehlung von der Designerin, den Rockumhang mit einer Schleppe zu versehen, habe ich jedoch abgelehnt, da ich in das Unterteil meines Bühnenoutfits eine gewisse Lebendigkeit und Beweglichkeit einbringen wollte. Die Designerin hat meinen Überlegungen zugestimmt. Das unermüdliche wechselseitige Vorschlagen verschiedenster Ideen steigerte die Produktivität unserer Zusammenarbeit und ermöglichte im Endeffekt die Kreation eines unverwechselbaren und aussagekräftigen Bühnenoutfits. Schlussendlich haben wir den Schöpfungsprozess der Design-Entwurfe meines Bühnenoutfits zu einem Ergebnis gebracht, mit welchem wir beide zufrieden waren.

Powers (2000) betont, dass Farbe und Struktur wesentliche Aspekte der Kleidersprache sind. Mein Bühnenoutfit im Sinne eines „Prototyps“ setzt sich aus einem Blazer, einem Rockumhang mit einer hochtaillierten Jeggins und Reitstiefeln zusammen (siehe Abbildung 5).

Abbildung 5: Design-Entwurf des Bühnenoutfits

Das Oberteil (siehe Anhang 2.2) ist im Farbton Silber. Laut Perryman (2021) symbolisiert die Farbe Silber Eleganz und Sachlichkeit. Silber wird im europäischen Kulturraum mit Reinheit und Weiblichkeit assoziiert. Dieser Farbton steht für Erlesenheit, Klarheit, Freiheit und Leichtigkeit (Perryman, 2021).

Da Silber mit positiven Eigenschaften wie Eleganz und Klarheit assoziiert wird, trägt diese Farbe meiner Ansicht nach zur Stärkung des Selbstbewusstseins und der Fantasie bei.

Der Blazer ist aus hochwertiger Ätzspitze und schimmernder Duchesse mit einem glanzvollen Gewebe aus Seide hergestellt. Der Duchesse-Stoff bietet dank seiner äußerst glatten, schimmernden Textur einen festen, glatten und funkelnden Glanz (St Clair, 2020). Nach der Lektüre von St Clair (2020) ist er aufgrund hoher Qualität und besagten Eigenschaften bestens für festliche Kleidung geeignet.

Ich habe bewusst bei der Kreation meines Bühnenoutfits für die Herstellung des Blazers Ätzspitze gewählt. Wie St Clair (2020) anmerkt, wurde Spitze seit dem 16. Jahrhundert als Luxusgut zur Verbildlichung des eigenen Geschmacks und der gesellschaftlichen Stellung eingesetzt. Ihre Feinheit, ihre Herstellung und ihre Kosten deuteten auf ihren Wert für den sozialen Status (siehe Abbildung 6). Da Spitze als ein ausgesprochen mächtiges Statussymbol galt, wurde ihre Zurschaustellung gesetzlich geregelt. Damit wurde der Missbrauch der Verkleidung einfacher Bürger als Höhergestellte verhindert. Mittels einer englischen Proklamation aus dem Jahr 1579 wurde das Tragen von Spitze von rangniedrigeren Personen als jenen des Ritterstandes verboten. Um den erwünschten Effekt von Leichtigkeit zu erzielen, wurde Mitte des 17. Jahrhunderts die Mode eingeführt, Spitzenkragen über der Rüstung zu tragen. Da die Löcher einen Blick auf den Stoff darunter erlaubten, war die Wirkung des feinen Garns über dem schimmernden Metall somit äußerst bemerkenswert (St Clair, 2020).

Abbildung 6: Spitzenkragen 17. Jahrhundert

Die für meinen Blazer verwendete Ätzspitze ist mit einem Muster bestehend aus Naturelementen wie Blatt- und Blütenformen versehen, welche meiner Ansicht nach von weitem die Aufmerksamkeit auf sich lenken und bei näherer Betrachtung visuelles Interesse wachhalten. Zudem zeigt das Muster mit zunehmender Nähe auch zunehmende Komplexität (siehe Anhang 2.3). Auch bei der Verwendung einer Fernseh- oder Videokamera wirkt sich die flächige Textilgestaltung mit Ornament-Applikationen aus Ätzspitze nach der Lektüre von Keller (2010) vorteilhaft aus.

Das Unterteil ist im Farbton Champagner. Die Farbe Champagner repräsentiert im europäischen Kulturraum Sicherheit, Natürlichkeit, Ganzheitlichkeit, Verlässlichkeit und steht für Umweltbewusstsein (Perryman, 2021). Eschmann (1989) behauptet, dass dieser freundliche, lichte und doch erdverbundene Farbton als „Naturfarbe“ mit jeder Farbe harmonisiert (siehe Anhang 2.4).

Meiner Meinung nach ist dies eine besonders gelungene Farbenzusammenstellung, da die Farbe Silber ein vielseitiger und zeitloser Farbton ist und in Kombination mit der zarten Farbe Champagner aus Sicht meiner phänomenologischen Analyse geeignet ist, einen Bühnenauftritt selbstbewusst und einprägsam zu unterstützen (siehe Anhänge 2.5, 2.6).

Auch bezugnehmend auf die Bühnenbeleuchtung ist die Kombination aus den Farben Silber und Champagner vorteilhaft, da diese mit fast allen Grundfarben kompatibel sind. Sobald der Farbton Champagner mit einem blauen Führungslichtanteil im Bühnenlicht bestrahlt wird, erscheint er laut Keller (2010) violett-rosa. Die Champagnerqualität wird vom roten Führungslichtanteil im Bühnenlicht hingegen erneut unterstützt. Die Farbe Silber ist ein neutraler Farbton und somit mit allen Grundfarben kompatibel. Das gelbe Führungslicht verändert nicht den Farbton Champagner, sondern hellt ihn nur auf (Keller, 2010).

Meiner Ansicht nach bildet der Rockumhang aus luftig-leichtem Chiffon gemeinsam mit den Reitstiefeln einen wesentlichen Bestandteil des ausdrucksstarken Bühnenoutfits. Die Reitstiefel mit flachen Absätzen symbolisieren aus Sicht meiner phänomenologischen Analyse Bodenständigkeit, die schwungvoll fallenden Kurven des Rockumhanges sollen den romantischen Charakterzug meiner Kunstfigur betonen (siehe Anhang 2.7).

5.4. Branding und Marketing meiner Kunstfigur

Zur Erreichung von Erfolgen auf der Operatic Pop-Bühne ist eine klare und professionelle Strategie im Branding- und Marketingbereich einer Künstlerpersönlichkeit ausschlaggebend.

Meiner persönlichen Überzeugung nach setzt sich der zu erreichende Erfolg meiner Kunstfigur aus meinem kontinuierlichen Karrierewachstum, der Erwartungshaltung, dass meine errungenen Auszeichnungen und Preise vom Publikum als essenzieller Beleg wahrgenommen werden sowie meinem hohen Identifikationspotential mein Persönlichkeitsbild im Sinne meiner Authentifizierung für meine Zielgruppe glaubhaft zu verkörpern, wobei musikalische Bravour die zentrale Rolle spielt, zusammen.

Für mich ist Erfolg das Erzielen höchstmöglicher künstlerischer Qualität und darauf aufbauend das Erschließen und im Folgenden das Ausweiten einer Zielgruppe an treuen Zuhörern und Zuhörerinnen. Ich will mit meinem Kunstprojekt populäre Musik über ein Pop-Image sowie, angeregt durch die Karriereentwicklungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“, opernhafte musikalische Gestaltungsmittel mit Orchesterbesetzung vermarkten, damit eine Brücke zwischen Klassik und Pop schlagen, ein breit gefächertes Publikum unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Gesellschaftsschichten, mit unterschiedlichem kulturellem und musikalischem Hintergrund und unterschiedlicher musikalischer Ausbildung gewinnen sowie eine langfristige Beziehung zwischen mir als Künstlerin und meinen Fans initiieren und aufbauen.

Nach der Lektüre von Lux, Fink-Mennel, Morandi & Nänny (2019) wird unter Branding und Marketing einer Künstlerpersönlichkeit die Kreation einer der Kunstfigur entsprechenden Welt verstanden. Dazu zählen das Kreieren eines Images, das Outfit, die Umgebung, die Mission und die Vision sowie die Werte und die Kernbotschaften. Werden alle diese Punkte zusammengefügt, kann eine souveräne und einzigartige Kunstfigur mit einem eindeutigen Image zustande kommen. Erst durch mehrfache und kontinuierliche Wiederholung dieses Images in den Medien sowie auf der Bühne entstehen das Branding und das Marketing einer Künstlerpersönlichkeit, die zum Erfolg auf der Operatic Pop-Bühne führen können. Ein einzigartiger, kaum kopierbarer „Brand“ wird in der Regel einem sehr breiten Publikum bekannt (Lux, Fink-Mennel, Morandi & Nänny, 2019).

Wie Borgstedt (2008) feststellt, ist der erste Eindruck von Operatic Pop Sängern und Sängerinnen entscheidend. Die Art der Präsentation imagerelevanter Informationen spielt beim Branding und Marketing einer Kunstfigur eine große Rolle. Relevante, zum Teil oberflächliche Merkmale und Eigenschaften wie visuelle Reize, dazu zählen das Timbre, die äußere Erscheinung sowie die Kleidung, werden intensiver wahrgenommen und bleiben somit länger im Gedächtnis erhalten. Um hervorzustechen, sich von anderen Künstlern beziehungsweise Künstlerinnen abzuheben, Aufmerksamkeit zu erzielen und die Gestaltung der eigenen künstlerischen Persönlichkeit zu akzentuieren, müssen vorrangig signifikante Merkmale vom Publikum zur Kenntnis genommen werden (Borgstedt, 2008).

Um als ein professioneller Operatic Pop Sänger beziehungsweise eine professionelle Operatic Pop Sängerin überhaupt erkannt und identifiziert zu werden, bedarf es laut Hentschel (2003) einer durchgehenden professionellen visuellen Gestaltung und Strategie sowie einer attraktiven Homepage inklusive eines strategisch gezielten Auftretens in den Social Media, wobei bei Webpages Klarheit und Orientierung eine große Rolle spielen. Ein gelungenes Fotoshooting ist die Eintrittskarte und bei einem professionellen Auftreten unabdingbar (Hentschel, 2003). Die Abbildung eines Gesichts erzeugt mehr Aufmerksamkeit als die abstrakte Vorstellung einer Person (Borgstedt, 2008). Anhand des Aussuchens von Umgebungen und Objekten, die meine Markenidentität als „romantische Ritterin“ stützen, veranschaulichen die Fotos auf meiner Homepage www.glorialle.com durch lebhafte Verkörperung die Lebenswelt meiner Kunstfigur.

Sie vermitteln gezielt die Werte und Kernbotschaften meiner Künstlerpersönlichkeit und wecken meiner Ansicht nach spontane Assoziationen im Zusammenhang mit meiner Kunstfigur. Die Fotos strahlen Wärme und Natürlichkeit aus. Auf diesen bin ich vorwiegend in Nahaufnahmen abgebildet, wobei der Fokus auf meinem Gesicht liegt und somit Nähe zum Betrachter beziehungsweise zur Betrachterin erzeugt wird. Die offen fallenden Haare mit dem Eindruck, dass ein leichter Wind hindurch weht, und der freundliche Gesichtsausdruck vermitteln Offenheit, der sichere Blick – Hoffnung in schweren Situationen.

Die Fotos im Tonstudio zeigen meinen Arbeitsalltag, wobei der Fokus auf meinem Gesicht während des Singens liegt. Meine Erfolgserlebnisse mit den zugehörigen Siegertrophäen sind ebenfalls auf meiner Homepage platziert, ebenso Presseaussendungen, Awards, kommende Veranstaltungen, Werdegang und beruflicher Weg.

Das aus meinem Künstlernamen und meinem Gesichtsprofil angefertigte Logo repräsentiert mich als Marke, spiegelt meine Identifikationsmerkmale wider und macht mich als Operatic Pop Sängerin wiedererkennbar (siehe Abbildung 7).

Aus Sicht meiner phänomenologischen Analyse vermittelt der ebenmäßige Schriftzug meines Künstlernamens Bodenständigkeit, wobei die silbrige Farbe Selbstbewusstsein symbolisiert.

Die charakteristische Gestaltung des Buchstaben „A“ im Wort „GLORIALLE“ repräsentiert Ritterlichkeit. Das abgebildete Gesichtsprofil in Line-Art[2] verleiht meinem Logo einen romantischen Charakterzug, wobei der Blick auf den Schriftzug selbst die gesamte Aufmerksamkeit der Betrachter:innen auf meinen Künstlernamen lenkt und diesen somit im Unterbewusstsein derer nochmals betont und folglich in deren Gedächtnis manifestiert. Ich beabsichtige mein Logo auf allen Merchandisingartikeln und Konzerttickets als Verzierung und Erkennungsmerkmal zu verwenden.


 

[2] Line-Art ist eine Form der Zeichnung, die keine farbig ausgefüllten Flächen enthält, sondern ausschließlich aus Linien besteht (Borgstedt, 2008).

Borgstedt (2008) betont, dass professionelle Leistung und herausragende Fähigkeiten das Vermögen von Musikerinnen und Musikern sind, mit welchem diese Aufmerksamkeit erlangen. Unabdingbar ist dabei zur Ausdifferenzierung die öffentlichkeitswirksame Prämierung von Leistung, sodass die Qualität musikalischer Darbietung die Kernkompetenz darstellt (Borgstedt, 2008). Meine Anerkennungspreise und Wettbewerbssiege präsentieren meine Bühnenpersönlichkeit als Operatic Pop Sängerin, repräsentieren den Beginn meiner Karriere und dienen somit als Anker für meine weitere Künstlerentwicklung. Zudem erregt der Gewinn diverser Preise und Wettbewerbe hohe Aufmerksamkeit und findet Anerkennung. Mein Ziel ist es, im weiteren Verlauf meiner Karriere mithilfe meiner Errungenschaften meinen Wert als Interpretin zu unterstreichen und im medialen Kontext zu verankern.

Mein Karriereaufstieg ist durch Fleiß und Ehrgeiz erarbeitet. Meine internationale Karriere begann 2017 mit der Auszeichnung beim II. Internationalen Klavier und Kammerensemble Wettbewerb „Edelweiss“. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben und Festivals repräsentieren meine Errungenschaften in den Jahren 2020-2024. Die Veröffentlichung meiner ersten Operatic Pop Single erfolgte 2022. Im Jahr 2023 debütierte ich in der Carnegie Hall in New York und in der Royal Albert Hall in London. Hier konnte ich als Interpretin meine Professionalität beweisen. Die in den Jahren 2023-2024 an mich verliehenen internationalen Special Awards repräsentieren meine Persönlichkeitseigenschaften und charakterisieren meine musikalischen Fähigkeiten: Musical Sensibility Special Award (Debussy International Music Competition 2023), Excellent Musicianship Special Prize (Georges Bizet International Music Competition 2023), Fantastic Technique Special Prize (UK International Music Competition 2023), Precision Virtuoso Special Award (World Exceptional Musicians Competition 2023), Distinctive Flair Special Prize (Berlioz International Music Competition 2024), Distinguished Interpretation Special Award (World Grand Prix International Music Contest 2024).

Meiner Meinung nach stellen diese Charakterisierungsmerkmale meine Professionalität unter Beweis und verkörpern prägnant mich als Interpretin.

Bei den internationalen Wettbewerben bekomme ich eine professionelle Bewertung meiner musikalischen Fähigkeiten. Auf meinen dauerhaften Erfolg verweisen auch die sechsfach verliehenen Special Awards für die beste Repräsentation des Staates Österreich bei folgenden internationalen Wettbewerben: European Spring Music Competition 2023, MLA Music Legend Award 2023, European Classical Music Vocalist Award 2023, Classical Music Artists Award 2024, European Classical Music Visionary Award 2024, European Classical Virtuoso Award 2024Zudem wurde ich 2023 international mit dem Artist of the Month Award (European Classical Music Vocalist Award) und dem Vocalist of the Year Award (European Classical Music Awards Grand Prix) ausgezeichnet. Im Jahr 2024 wurde ich zum Merit Vocalist of the Season beim International Music Leadership Award gekrönt.

Eine Übersicht über die von mir in den Jahren 2021-2024 erworbenen Preise und Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben und Festivals gibt uns Anhang 3.

Mein Ziel ist es, eine langfristige Beziehung zwischen mir als Künstlerin und meinem Publikum aufzubauen. Die von mir erworbenen Medaillen dienen der Symbolisierung von meiner Leistung und verstärken meinen Markencharakter. Durch die an mich regelmäßig verliehenen Preise entsteht eine Aufmerksamkeitsfokussierung. In den Jahren 2023 und 2024 wurde für mich als Multi-Award Winner von der World Online Music Competitions Organization (WOMCO) jeweils ein persönliches Magazin innerhalb der „Icon Story“ Collection 2023 und der „Icon Story“ Collection 2024 erstellt. Zudem wurde mir 2023 ein Leistungszertifikat von der World Online Music Competitions Organization (WOMCO) für mehrfach preisgekrönte Errungenschaften vergeben. Mein künstlerischer Werdegang ist samt meinen Portraits in der Hall of Fame auf den Webpages zahlreicher von mir gewonnener internationaler Wettbewerbe und Festivals platziert. Einen weiteren Anlass zur Berichterstattung durch die Austria Presse Agentur (APA) bot die Erstveröffentlichung meiner Operatic Pop Single „Heartbeat“ im Jahr 2022, wobei diese Berichterstattung auch meine persönlichen und künstlerischen Werte unterstrich.

Gelegentlich stelle ich auch mein soziales Engagement unter Beweis. Auftritte im Rahmen kultureller Veranstaltungen wie den Gala-Veranstaltungen „CGDC Award“ 2012 und „CGDC Award“ 2013, dem Benefizkonzert und Silent Auction des Rotary Interact Club Wien-Eins 2019, dem Benefiz-Galaabend Innocent 2021 im Gedenken an den Terroranschlag vom 2. November 2020 in Wien sowie der Benefizveranstaltung zugunsten der Menschen in der Ukraine „Der Mensch ist größer als der Krieg“ 2022 zeigen, dass ich meiner sozialen Verantwortung bewusst bin, steigern das Vertrauen meines Publikums zu mir und stützen meine Markenidentität als „romantische Ritterin“, die den Mut hat, sich für sozialkritische Themen einzusetzen. Live-Performances in der Carnegie Hall, Royal Albert Hall, Wiener Staatsoper, im Burgtheater Wien, Wiener Musikverein, Wiener Konzerthaus, Palais Liechtenstein und in der Oper Burg Gars verhelfen mir zur meinen kontinuierlichen Medienpräsenz und unterstützen meinen Weg zum international dauerhaften Erfolg. Zudem steigern sie meinen internationalen Bekanntheitsgrad und die auf mich gerichtete Aufmerksamkeit.

Nach den Lektüren von Kolonko (2016) und Holm (2018) ist für ein gutes Marketing heutzutage auch ein strategisch gezieltes Auftreten in den Social Media entscheidend. Da einige Zuhörer:innen bewusst nach alternativen Genres suchen, können laut Wang (2024) trotz homogenisierender Effekte von Social Media auf die Popmusik Kreativität und Innovation von Künstlern und Künstlerinnen gefördert werden. Solch ein Verhalten des Publikums kann Social-Media-Plattformen dazu bewegen, vielfältigere Musik zu empfehlen (Wang, 2024). Wie Tschmuck (2020) feststellt, haben Social Media einen starken Einfluss auf die Sichtbarkeit von Künstlern und Künstlerinnen in der Musikindustrie. Durch die effektive Nutzung von sozialen Netzwerken können Musiker:innen ihre Zielgruppe direkt ansprechen, ihre Reichweite vergrößern und eine authentische Verbindung zum Publikum aufbauen, ohne der Unterstützung durch Labels oder traditionelle Medien. Ausschlaggebend für einen langfristigen Erfolg von Künstler:innen ist die regelmäßige Interaktion dieser mit ihren Fans in den Social Media. Diese führt zu einem Gewinn an Reichweite und an Authentizität – die Fans werden stärker emotional an den Künstler beziehungsweise die Künstlerin gebunden und empfehlen seine beziehungsweise ihre Musik mit höherer Wahrscheinlichkeit weiter. Die Lieferung von authentischem Social-Media-Content und eine kontinuierliche Interaktion mit der Zielgruppe sind somit von zentraler Bedeutung für die Musiker:innen und eröffnen diesen neue Möglichkeiten zur langfristigen Stärkung ihrer Marke in der Musikindustrie (Tschmuck, 2020).

Um treue Zuhörer:innen zu gewinnen, dauerhaft Reichweite aufzubauen und meine Marke langfristig zu stärken, bedarf es regelmäßiger Kampagnen auf Social Media, einer stabilen Playlist-Präsenz und eines professionellen authentischen Contents. Ich will durch gezielte, professionell aufgesetzte Werbeanzeigen und Crosspromotion in den Social Media auf neue Releases und anstehende Live-Konzerte aufmerksam machen und entsprechende Resonanz erreichen. Die Produktion von professionellen und hochwertigen Inhalten wie visuell ansprechenden Fotos, Musikvideos sowie Social-Media-Clips soll das Interesse der Rezipienten beziehungsweise Rezipientinnen wecken und diese emotional an mich binden. Mein Social-Media-Content soll mich als Operatic Pop Sängerin repräsentieren, unterhaltsam für meine Zielgruppe sein und einen Mehrwert bieten, wobei dieser stark an meine Musik gebunden sein soll: Mithilfe von Kurzvideos wie Reels auf Instagram oder YouTube-Shorts kann sowohl die Zahl meiner Fans aufgebaut als auch die Interaktion mit diesen erhöht werden, wodurch folglich die gewünschte Reichweite erreicht werden kann. Storys und Live-Streams können hingegen zum Aufbau einer langfristigen Bindung zwischen mir und meinen Fans verhelfen. Möglich ist auch eine Kombination von Reels mit Storys oder Live-Streams. Dabei will ich einen Einblick in meinen alltäglichen künstlerischen Schaffensprozess und die Produktion von neuen Operatic Pop Songs gewähren. Video-Streamings und Video-Blogs von Live-Konzerten, Backstage-Szenen, Making-ofs sowie persönlichen Meet and Greets mit meinen Fans sollen in den Social Media schnell weite Verbreitung finden. Mittels Quotes will ich meine Kernbotschaften, meine Mission und meine Vision meinem Publikum bewusst näherbringen. Diese Maßnahmen können mir zum langfristigen Erfolg und einem kontinuierlichen Gewinn an dauerhafter Reichweite und langfristiger Fanbindung verhelfen.

5.5. Repertoireauswahl für mein Kunstprojekt

Zur Erreichung von Erfolgen auf der Operatic Pop-Bühne ist die Auswahl des entsprechenden Repertoires entscheidend, welches insbesondere auch gezielt entwickelte (getextete, komponierte, arrangierte) neue, auf die Kunstfigur zugeschnittene Werke umfassen soll.

Ich bin davon überzeugt, dass zur Herstellung einer starken Bindung zu meinem Publikum mein Repertoire nicht nur mit der Stimmstärke und der Klangfarbe meiner Stimme, sondern auch mit dem Image meiner Künstlerpersönlichkeit übereinstimmen muss.

Bei der Repertoireauswahl für die Live-Performance meines Kunstprojektes bevorzugte ich Songs, die meine künstlerische und somit meine persönliche individuelle Identität ausdrücken und die Kraft meiner Stimme entfalten. Dabei habe ich bewusst die Themen der Liebe, nicht nur romantische Liebe, sondern auch Menschenliebe, Liebe zu unserem Planeten und zur Umwelt sowie sozialkritische Inhalte verbunden.

Angeregt durch die opernhaften Gestaltungsmittel mit Orchesterbesetzung des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“, werde ich den für mich von den Komponisten Harald Hanisch, Thomas Ogris, David Ogris und Jerry Meehan komponierten Operatic Pop Song „Heartbeat“ in seiner Originalversion und die folgenden sieben Songs in den Sprachen Englisch, Ukrainisch und Russisch als von mir arrangierte Coverversionen präsentieren: „Just One Last Dance“ von Kay Denar und Rob Tyger, «Любовь уставших лебедей» („Love of Tired Swans“) von Igor Krutoi, „Left Outside Alone“ von Anastacia, Glen Ballard und Dallas Austin, „Humanity“ von Klaus Meine, Desmond Child, Eric Bazilian und Marti Frederiksen, „I Will Survive“ von Dino Fekaris und Freddie Perren, „Queen of Kings“ von Alessandra Mele, Linda Dale, Stanley Ferdinandez und Henning Olerud sowie «Буде тобі, враже, так, як відьма скаже» („Enemy Will Get All The Witch Has Said“) von Angie Kreida. Die Aufnahmen der Operatic Pop Songs „Heartbeat“ und „Just One Last Dance“ sind meinem Masterprojekt als Supplementary Material (siehe Anhang 4) beigegeben und unter folgendem Link abrufbar https://drive.google.com/drive/folders/1dxKFrC77GLHexvPzP1PdZPVmSGgXMzUV?usp=sharing . Meine Live-Performance, die am 12. Februar 2025 im Spielraum im Gasometer aufgenommen wird, ist ebenfalls unter diesem Link als Supplementary Material zu meinem Masterprojekt verfügbar.

Meine Arrangements beginnen ebenso wie in der von mir analysierten Liveaufnahme des von Luciano Pavarotti mit Lucio Dalla gesungenen Operatic Pop Songs „Caruso“ und der von mir analysierten Liveaufnahme des von „Il Divo“ gesungenen Operatic Pop Songs „Adagio“ mit einer kleinen Instrumentenbesetzung. Im Laufe der Songs mischen sich immer mehr Instrumente ins Arrangement, sodass am Ende jeweils eine volltönende Klangkulisse bestehend aus einem ganzen Orchester an akustischen und elektrischen Musikinstrumenten meine im Zentrum stehende Stimme unterstützt. Ich folge bewusst dieser Art des Arrangierens, weil ich die Zuhörer:innen durch den langsamen Aufbau der Dichte der Arrangements emotional auf die darauffolgenden kraftvollen Passagen in meinen Operatic Pop Songs vorbereiten will, mit dem Bestreben ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Somit wird eine zunehmende Intensität vermittelt, die zu einem Höhepunkt führt. Die Passagen mit der kleinen Instrumentenbesetzung stehen für intime, persönliche Momente, die sich im Laufe der Songs zu kraftvollen Kulminationen entwickeln, was die Gesamtwirkung der Operatic Pop Songs verstärkt. Zudem bieten die Songs zu Beginn noch poppige Elemente, die eine breitere Zuhörerschaft ansprechen. Das Hinzufügen orchestraler Elemente betont hingegen die tiefere, dramatischere Dimension der Operatic Pop Songs und verstärkt deren opernhaften Charakter.

Der vielfältige Einsatz von akustischen und elektrischen Musikinstrumenten legt die Klangfarbe des jeweiligen Operatic Pop Songs fest. Eine wichtige Rolle spielt dabei jeweils die Wahl der Instrumente. 

Aus Sicht meiner phänomenologischen Analyse, die auf meiner persönlichen Empfindung basiert, wird den Arrangements eine warme, romantische und leidenschaftliche Stimmung durch den Einsatz von Streichinstrumenten im mittleren Tonbereich verliehen, wodurch ein Gefühl von Nähe und Geborgenheit erzeugt wird. Der tiefe Tonbereich hingegen wirkt voll und drückt dunkel getönte Dramatik aus, die ein Gefühl der Spannung hervorruft. Einen Hauch an Feinfühligkeit, Heimlichkeit und Romantik bringen die melodiös arrangierten Blasinstrumente im mittleren Tonbereich. Die elektrischen Musikinstrumente verleihen den Operatic Pop Songs hingegen eine energiegeladene, metallische Klangfarbe, die von Enthusiasmus und Entschlossenheit geprägt ist. Der Einsatz von Percussion-Instrumenten erzeugt eine rhythmische Spannung und gibt den Operatic Pop Songs im Rahmen meines Kunstprojektes eine pulsierende und gleichzeitig treibende Kraft, wodurch diese eine moderne, energetische Stimmung erhalten und zum Handeln anregen.

Aufgrund meiner langjährigen klassischen Gesangsausbildung singe ich meine Operatic Pop Songs ebenso wie der Operatic Pop Sänger Luciano Pavarotti und die Mitglieder der Operatic Pop Band „Il Divo“ mit einer klassischen Gesangstechnik, benutze meine Resonanzen und setze bewusst Gaumen, Rachen und Kehlkopf ein, um einen klaren, authentischen und freitragenden Klang ohne jegliche künstliche Effekte wie in der Popmusik zu produzieren. Ich vermeide gezielt Distortion, Filterung, Kompression und Multi-Tracking meiner Stimme. Meine Songgestaltung unterstreicht meine musikalische Identität, wobei ich mich bei der Interpretation und Phrasierung auf der Operatic Pop-Bühne jeweils auf die in mir hervorgerufenen Emotionen während der Performance fokussiere. Im Gegensatz zu den mithilfe der Spektralanalyse sowie auditiver Beurteilung ermittelten Phrasierungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“ phrasiere ich meine Operatic Pop Songs vorwiegend nach den in der klassischen Stimmtechnik verfolgten Konzepten mit bewusstem dynamischem Aufbau – ich setze zu Beginn leise ein und führe mit steigender Dynamik zum Höhepunkt. Nach dem Höhepunkt sinkt die Dynamik meiner Stimme. Diese Entscheidung habe ich getroffen, weil ich den Fokus während der Performance auf die in mir hervorgerufenen Emotionen legen will. Die hier dargestellten musikalischen Gestaltungsmittel beziehen sich ausschließlich auf die gegenwärtig vorhandenen Songs im Sinne eines Prototyps und werden im Zuge der Repertoireentwicklung jeweils an die hinzukommenden Songs angepasst.

Im Operatic Pop Genre wird die Gesangsstimme als zentraler Bestandteil eines Musikstücks betrachtet und als tragendes Element wahrgenommen. Um die Nuancen meines Gesangs und meine emotionale Intensität besser vermitteln zu können, steht meine Stimme in meinen Operatic Pop Songs immer akustisch im Vordergrund. Ich möchte damit die Aufmerksamkeit der Zuhörer:innen gezielt auf meine Stimme als Hauptquelle der melodischen und emotionalen Energie lenken, die durch die begleitenden Instrumente nur unterstützt wird. Meine Gesangsstimme wird somit zum zentralen Punkt der Wahrnehmung und lenkt die Fokussierung des Publikums auf die Ausdrucksmöglichkeiten meiner Stimme. Die im Vordergrund stehende Gesangsstimme wird als ein bedeutungsvolleres Ereignis wahrgenommen, verstärkt die Verbindung der Zuhörer:innen mit meiner Interpretation und erzeugt demzufolge eine tiefere emotionale Resonanz. Die leiser klingenden Instrumente treten zurück und verstärken somit meine Stimme als direkten Ausdruck meines inneren Erlebens und den hervorgerufenen Emotionen während der Performance. Die schrittweise Erweiterung der Instrumentierung in meinen Arrangements ermöglicht es, dass meine Gesangsstimme zu Beginn meiner Operatic Pop Songs klar und ungestört vom Publikum wahrgenommen wird, während der volle Klang des im Laufe der Songs hinzugefügten Orchesters diese zunehmend unterstützt und verstärkt.

Bei der Interpretation meiner Operatic Pop Songs drücke ich mittels meiner Stimme intensive Emotionen aus und vermittle gezielt die Werte meiner Künstlerpersönlichkeit wie den zentralen Charakter meiner Kunstfigur.

Die von mir interpretierten Songs werden zu Erzählungen, welche tiefgründige emotionale und gesellschaftliche Themen ansprechen sowie zum Nachdenken, persönlicher Reflexion und emotionaler Entfaltung anregen. Meine Darbietungen sehe ich als Dialoge zwischen mir und meinem Publikum. Ich begebe mich mit meinen Zuhörern und Zuhörerinnen auf eine gemeinsame Reise, bei welcher meine Stimme die Emotionen des Publikums widerspielgelt und in diesem Resonanz findet: Es entsteht ein wechselseitiger Austausch an Energie und Intensität. Meine sanfte und zugleich zärtliche Stimmführung mit einer geschmeidigen Phrasierung und einem kontrollierten Vibrato verleiht den Operatic Pop Songs „Just One Last Dance“ und «Любовь уставшихлебедей» („Love of Tired Swans“) eine leidenschaftliche Intensität und Wärme voller Eleganz und schafft eine tiefere emotionale Verbindung zu den Zuhörern beziehungsweise Zuhörerinnen. Der kräftige und selbstbewusste Klang meiner Stimme in den Operatic Pop Songs „Left Outside Alone“, „Humanity“, „Heartbeat“, „I Will Survive“, „Queen of Kings“ und «Буде тобі, враже, так, як відьма скаже» („Enemy Will Get All The Witch Has Said“) vermittelt hingegen Stärke und Entschlossenheit. Meine kraftvolle, voluminöse, beinahe explosive Stimmführung voller Energie, Feuer und Passion sowie mein verstärktes Vibrato spiegeln den emotionalen Ausbruch in diesen Operatic Pop Songs wider und wecken das Gefühl von Mut und Tapferkeit. Die klaren Übergänge zwischen Brust- und Kopfstimme ermöglichen den Wechsel zwischen leisen, tiefen Passagen und kraftvollen, dramatischen Höhen und füllen meine Operatic Pop Songs mit mitreißenden, leidenschaftlichen Kontrasten. Mithilfe eines fein abgestimmten Zusammenspiels von Dynamik und Klangfarbe sowie einer präzisen Atemtechnik vereine ich in meinen Songs sowohl zarte als auch dramatische Elemente und verleihe jeder der von mir ausgedrückten Emotionen die passende klangliche Form. Mein Bestreben ist es, meine Zuhörer:innen mit den von mir in meinen Operatic Pop Songs transportierten Geschichten und Emotionen zu berühren, sodass sie angeregt werden sich mit diesen zu identifizieren. Das Publikum soll die gesamte klangliche Vielfalt – von zarten Momenten der leidenschaftlichen Intensität bis hin zu kraftvollen Ausbrüchen der Entschlossenheit – auf einer tiefen, emotionalen Ebene erleben.

Die bewusste Kombination aus stilistischen Merkmalen der klassischen Musik und der Popmusik in meinen Arrangements, der volle, runde Klang meiner kräftigen, voluminösen, wohl geschulten Opernstimme in der Lage des Mezzosoprans sowie meine starke Bühnenpräsenz repräsentieren meine Persönlichkeit und bieten meiner Ansicht nach einen idealen Ausganspunkt, um Zuhörer:innen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Gesellschaftsschichten im Operatic Pop Genre anzusprechen, sodass diese angeregt werden sich mit meiner Kunstfigur zu identifizieren, dementsprechend bereit sind, sich den in den Operatic Pop Songs vermittelten Botschaften zu öffnen und folglich über die in den Botschaften vermittelten Inhalte zu reflektieren. Zudem gibt mir mein vielsprachiges Repertoire die Möglichkeit bewusst auf Zuhörer:innen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund einzugehen. Die Wechselwirkungen zwischen meiner Opernstimme, der strategisch aufgebauten Instrumentation und meiner Interpretation der Operatic Pop Songs dienen somit bei der Repertoiregestaltung als der signifikanteste künstlerische Ausdruck meiner musikalischen Individualität.

6. Fazit

Das Ziel meines künstlerisch-wissenschaftlichen Masterprojektes war die Kreation eines klaren individuellen künstlerischen Arbeitskonzeptes, die Entwicklung einer künstlerischen Identität in Form meiner Kunstfigur und die Herausarbeitung von Faktoren, die zum Erfolg auf der Operatic Pop-Bühne unter der Voraussetzung der Bewahrung meiner künstlerischen Identität als Opernsängerin durch eine strategisch ausgerichtete Annäherung an die Popmusik als Synthese aus persönlicher Herangehensweise an die Kunstgattung Operatic Pop und öffentlicher Wahrnehmung führen, wobei ich meine persönlichen Erfahrungen mittels phänomenologischer Analyse, einer Form der Selbstbeobachtung und Selbstreflexion, beschrieb und analysierte.

Das vorliegende künstlerisch-wissenschaftliche Forschungsprojekt ergab, dass zur Erreichung von Erfolgen auf der Operatic Pop-Bühne unter der Voraussetzung der Bewahrung der eigenen künstlerischen Identität als Opernsänger:in über die entsprechende musikalische Qualität hinaus eine klare und professionelle Strategie im Branding- und Marketingbereich einer Künstlerpersönlichkeit ausschlaggebend ist.

Sowohl die qualitative Analyse der Karriereentwicklungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“ als auch das semistrukturierte Experteninterview mit Business und Brand Coach Mag.a Daniela Ettl konnten zeigen, dass es dazu der Kreation einer Kunstfigur sowie einer der Kunstfigur entsprechenden Welt bedarf. Eine Kunstfigur entsteht mittels der Kreation eines Images für die Bühne sowie aller damit verbundenen öffentlichkeitsrelevanten Wahrnehmungsformen. Die Kreation eines Images kohäriert mit dem Rollenbild, welches die Künstlerpersönlichkeit nach außen abgibt, sowie der dazugehörenden Sprache und den Kernbotschaften. Es gilt herauszufinden, welche Mission und Vision eine Person hat und welche Aussagen sie im Leben durch die Kunst treffen will. Der Künstler beziehungsweise die Künstlerin wählt nur einige Dinge aus seinem beziehungsweise ihrem Charakter, um eine Kunstfigur zu formen. Dadurch ist das Image der Künstlerpersönlichkeit eindeutig und jedes Mal gleich. Das Kreieren eines speziellen Images, das individuelle Outfit, die entsprechende Umgebung, die spezifische Mission und die spezifische Vision sowie persönliche Werte und Kernbotschaften ermöglichen die Kreation einer einzigartigen Kunstfigur für die Gesellschaft. Entscheidend bei der Kreation eines dem Künstlernamen entsprechenden Images ist die Vergabe bestimmter sich wiederholender Elemente an die Kunstfigur. Darunter werden Worte und Gedanken, welche die Kunstfigur immer wieder zum Ausdruck bringen kann, sowie ein in verschiedener Form wiedererlebbarer äußerer Habitus verstanden. Der Habitus wird maßgeblich durch den Kleidungsstil repräsentiert. Das zu kreierende Bühnenoutfit soll nicht nur die Individualität der Kunstfigur mittels der besonders sympathisch und ästhetisch auffallenden Dinge der Künstlerpersönlichkeit widerspiegeln, sondern auch den zu vermittelnden Werten und Kernbotschaften der Kunstfigur entsprechen und diese auch dem Publikum mitteilen. Die Schaffung eines klaren Bildes von den Werten ist für die Kunstfigur von größter Bedeutung. Am besten spiegeln sich diese über die Texte, das Marketing, die Werbung sowie die Positionierung in Interviews und Social Media wider. Um als ein professioneller Operatic Pop Sänger beziehungsweise eine professionelle Operatic Pop Sängerin überhaupt erkannt und identifiziert zu werden, bedarf es einer durchgehenden professionellen visuellen Gestaltung und Strategie sowie einer attraktiven Homepage inklusive eines strategisch gezielten Auftretens in den Social Media, wobei bei Webpages Klarheit und Orientierung eine große Rolle spielen. Zur Erreichung von Erfolgen auf der Operatic Pop-Bühne ist auch die Auswahl des entsprechenden Repertoires entscheidend, welches insbesondere auch gezielt entwickelte (getextete, komponierte, arrangierte) neue, auf die Kunstfigur zugeschnittene Werke umfassen soll. Dieses soll nicht nur mit der Stimmstärke und der Klangfarbe der Stimme, sondern auch mit dem Image der Künstlerpersönlichkeit übereinstimmen.

Die im Rahmen meines Masterprojektes von mir durchgeführte künstlerisch-wissenschaftliche Forschung bezeugt, dass sobald alle obig genannten Punkte zusammengefügt werden, eine klar identifizierbare Kunstfigur mit einem eindeutigen Image zustande kommen kann. Die Kunstfigur kann, muss jedoch nicht zwingend mit der persönlichen individuellen Identität einhergehen. Solange ein:e Operatic Pop Sänger:in noch keinen großen Namen und noch kein entsprechend großes Publikum in der Musikbranche hat, ist es sinnvoll für einen erfolgreichen Karrierestart auf der Operatic Pop-Bühne ein komplett neues Image unter der Voraussetzung der Bewahrung der eigenen künstlerischen Identität zu entwickeln. Erst durch mehrfache und kontinuierliche Wiederholung dieses Images in den Medien sowie auf der Bühne entstehen das Branding und das Marketing einer Künstlerpersönlichkeit, die zum Erfolg auf der Operatic Pop-Bühne führen können.

Meiner persönlichen Überzeugung nach setzt sich der zu erreichende Erfolg meiner Kunstfigur aus meinem kontinuierlichen Karrierewachstum, der Erwartungshaltung, dass meine errungenen Auszeichnungen und Preise vom Publikum als essenzieller Beleg wahrgenommen werden sowie meinem hohen Identifikationspotential mein Persönlichkeitsbild im Sinne meiner Authentifizierung für meine Zielgruppe glaubhaft zu verkörpern, wobei musikalische Bravour die zentrale Rolle spieltzusammen. Meiner Meinung nach vermitteln sich Erfolg und Bekanntheit nicht nur durch die Zuhörerzahlen, sondern vor allem auch durch das Renommee der von mir bereits bespielten Auftrittsorte wie Carnegie Hall und Royal Albert Hall, die meinen jetzigen Status belegen.

Für mich ist Erfolg das Erzielen höchstmöglicher künstlerischer Qualität und darauf aufbauend das Erschließen und im Folgenden das Ausweiten einer Zielgruppe an treuen Zuhörern und Zuhörerinnen, welche die Sichtweisen, die Werte sowie die Botschaften meiner Kunstfigur und somit meiner persönlichen individuellen Identität vertreten, sich mit diesen identifizieren können und dementsprechend bereit sind, sich diesen Botschaften zu öffnen und dadurch angeregt werden über die in den Botschaften vermittelten Inhalte zu reflektieren. Ich will mit meinem Kunstprojekt populäre Musik über ein Pop-Image sowie, angeregt durch die Karriereentwicklungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“, opernhafte musikalische Gestaltungsmittel mit Orchesterbesetzung vermarkten, damit eine Brücke zwischen Klassik und Pop schlagen, ein breit gefächertes Publikum unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Gesellschaftsschichten, mit unterschiedlichem kulturellem und musikalischem Hintergrund und unterschiedlicher musikalischer Ausbildung gewinnen sowie eine langfristige Beziehung zwischen mir als Künstlerin und meinen Fans initiieren und aufbauen.

Wie sich aus meiner künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung schließen lässt, ist es für mich sinnvoll für einen erfolgreichen Karrierestart und eine positive Wahrnehmung durch die Zuhörer:innen auf der Operatic Pop-Bühne ein komplett neues Image unter der Voraussetzung der Bewahrung meiner künstlerischen Identität zu entwickeln.

Mein Künstlername lautet „GLORIALLE“, was auf den Zusammenhang mit dem Wort „Gloria“ (übersetzt aus dem Lateinischen „Ruhm“, „Ehre“) hindeutet. Der Künstlername GLORIALLE symbolisiert besondere Charaktereigenschaften wie Gerechtigkeit, Bodenständigkeit, Mut und Passion. Basierend auf den festgelegten Werten und Botschaften meiner Kunstfigur pflege ich das Image einer „romantischen Ritterin“. Dafür kreierte ich ein entsprechendes Bühnenoutfit. Dieses zielt bewusst auch auf junge Zuhörer:innen ab und verbindet in sich sowohl klassische als auch moderne Elemente. Mein Bühnenoutfit im Sinne eines „Prototyps“ setzt sich aus einem mit Ätzspitze verzierten Blazer, einem Rockumhang mit einer hochtaillierten Jeggins und Reitstiefeln zusammen. Das Oberteil ist im Farbton Silber, das Unterteil – im Farbton Champagner. Die Farbe Silber symbolisiert im europäischen Kulturraum unter anderem Reinheit, Klarheit, Freiheit und Leichtigkeit und die Farbe Champagner Natürlichkeit, Sicherheit und Verlässlichkeit. Da meine Kunstfigur mit meiner persönlichen individuellen Identität einhergeht, spiegeln sich meine individuellen Werte und Botschaften in meiner Kunst wider. Die Werte Liebe, Friede, Glaube an die Zukunft und an das Gute, Gerechtigkeit, Bodenständigkeit, Mut und Passion bestimmen mein künstlerisches Schaffen. Um als eine professionelle Operatic Pop Sängerin erkannt und identifiziert zu werden, arbeitete ich eine meinem Image entsprechende Homepage und eine gezielte Strategie meines authentischen Auftretens in den Social Media aus. Anhand des Aussuchens von Umgebungen und Objekten, die meine Markenidentität als „romantische Ritterin“ stützen, veranschaulichen die Fotos auf meiner Homepage durch lebhafte Verkörperung die Lebenswelt meiner Kunstfigur. Um hervorzustechen, sich von anderen Künstlern beziehungsweise Künstlerinnen abzuheben und Aufmerksamkeit zu erzielen, sind meine Erfolgserlebnisse mit den zugehörigen Siegertrophäen ebenfalls auf meiner Homepage platziertebenso Presseaussendungen, Awards, kommende Veranstaltungen, Werdegang und beruflicher Weg. Mein Social-Media-Content soll mich als Operatic Pop Sängerin repräsentieren, unterhaltsam für meine Zielgruppe sein und einen Mehrwert bieten, wobei dieser stark an meine Musik gebunden sein soll: Mithilfe von Kurzvideos wie Reels auf Instagram oder YouTube-Shorts kann sowohl die Zahl meiner Fans aufgebaut als auch die Interaktion mit diesen erhöht werden, wodurch folglich die gewünschte Reichweite erreicht werden kann. Storys und Live-Streams können hingegen zum Aufbau einer langfristigen Bindung zwischen mir und meinen Fans verhelfen. Dabei will ich einen Einblick in meinen alltäglichen künstlerischen Schaffensprozess und die Produktion von neuen Operatic Pop Songs gewähren. Video-Streamings und Video-Blogs von Live-Konzerten, Backstage-Szenen, Making-ofs sowie persönlichen Meet and Greets mit meinen Fans sollen in den Social Media schnell weite Verbreitung finden. Mittels Quotes will ich meine Kernbotschaften, meine Mission und meine Vision meinem Publikum bewusst näherbringen.

Bei der Repertoireauswahl für die Live-Performance (öffentlicher Prüfungsteil am 12. Februar 2025 im Spielraum im Gasometer) meines Kunstprojektes bevorzugte ich Songs, die meine künstlerische und somit meine persönliche individuelle Identität ausdrücken und die Kraft meiner Stimme entfalten. Dabei habe ich bewusst die Themen der Liebe, nicht nur romantische Liebe, sondern auch Menschenliebe, Liebe zu unserem Planeten und zur Umwelt sowie sozialkritische Inhalte verbunden. Meine Arrangements beginnen ebenso wie in der von mir analysierten Liveaufnahme des von Luciano Pavarotti mit Lucio Dalla gesungenen Operatic Pop Songs „Caruso“ und der von mir analysierten Liveaufnahme des von „Il Divo“ gesungenen Operatic Pop Songs „Adagio“ mit einer kleinen Instrumentenbesetzung. Im Laufe der Songs mischen sich immer mehr Instrumente ins Arrangement, sodass am Ende jeweils eine volltönende Klangkulisse bestehend aus einem ganzen Orchester an akustischen und elektrischen Musikinstrumenten meine im Zentrum stehende Stimme unterstützt. Durch den langsamen Aufbau der Dichte der Arrangements bereite ich meine Zuhörer:innen emotional auf die darauffolgenden kraftvollen Passagen in meinen Operatic Pop Songs vor, mit dem Bestreben deren Aufmerksamkeit zu fesseln. Bei der Interpretation meiner in Englisch, Ukrainisch und Russisch präsentierten Operatic Pop Songs drücke ich mittels meiner Stimme intensive Emotionen aus und vermittle gezielt die Werte meiner Künstlerpersönlichkeit. Aufgrund meiner langjährigen klassischen Gesangsausbildung singe ich meine Operatic Pop Songs ebenso wie der Operatic Pop Sänger Luciano Pavarotti und die Mitglieder der Operatic Pop Band „Il Divo“ mit einer klassischen Gesangstechnik und produziere somit einen klaren, authentischen und freitragenden Klang ohne jegliche künstliche Effekte wie in der Popmusik. Ich vermeide gezielt Distortion, Filterung, Kompression und Multi-Tracking meiner Stimme. Meine Songgestaltung unterstreicht meine musikalische Identität, wobei ich mich bei der Interpretation und Phrasierung auf der Operatic Pop-Bühne jeweils auf die in mir hervorgerufenen Emotionen während der Performance fokussiere. Im Gegensatz zu den mithilfe der Spektralanalyse sowie auditiver Beurteilung ermittelten Phrasierungen des Operatic Pop Sängers Luciano Pavarotti und der Operatic Pop Band „Il Divo“ phrasiere ich meine Operatic Pop Songs vorwiegend nach den in der klassischen Stimmtechnik verfolgten Konzepten mit bewusstem dynamischem Aufbau – ich setze zu Beginn leise ein und führe mit steigender Dynamik zum Höhepunkt. Nach dem Höhepunkt sinkt die Dynamik meiner Stimme. Diese Entscheidung habe ich getroffen, weil ich den Fokus während der Performance auf die in mir hervorgerufenen Emotionen legen will. Die hier dargestellten musikalischen Gestaltungsmittel beziehen sich ausschließlich auf die gegenwärtig vorhandenen Songs im Sinne eines Prototyps und werden im Zuge der Repertoireentwicklung jeweils an die hinzukommenden Songs angepasst. Um die Nuancen meines Gesangs und meine emotionale Intensität besser vermitteln zu können, steht meine Stimme in meinen Operatic Pop Songs als tragendes Element immer akustisch im Vordergrund und wird durch die begleitenden Instrumente nur unterstützt. Dadurch wird die Gesangsstimme als ein bedeutungsvolleres Ereignis wahrgenommen, die Verbindung der Zuhörer:innen mit meiner Interpretation verstärkt und demzufolge eine tiefere emotionale Resonanz erzeugt. Die Wechselwirkungen zwischen meiner Opernstimme, der strategisch aufgebauten Instrumentation und meiner Interpretation der Operatic Pop Songs dienen somit bei der Repertoiregestaltung als der signifikanteste künstlerische Ausdruck meiner musikalischen Individualität.

Durch mein künstlerisch-wissenschaftliches Masterprojekt wurde somit gezeigt, dass eine klare und professionelle Strategie und die Kreation eines individuellen künstlerischen Arbeitskonzeptes für Opernsänger:innen das Erzielen von Erfolgen auf der Operatic Pop-Bühne unter der Voraussetzung der Bewahrung der eigenen künstlerischen Identität ermöglichen kann.

Dieses Kunstprojekt stellt meinen ersten Schritt dar im Bestreben eine Operatic Pop-Kunstfigur zu etablieren und darauf eine tragfähige Karriere aufzubauen und markiert den Beginn meines einschlägigen Bestrebens, wobei die zukünftigen Möglichkeiten offen sind. Der im Zuge dieser Masterarbeit ausgelotete Entwicklungsraum meines Kunstprojektes wird jedoch hiermit als abgeschlossen definiert.

Anhang

Anhang 1: Interviewtranskript mit Business und Brand Coach Mag.a Daniela Ettl

Kannst du dein Arbeitsfeld kurz beschreiben? Was macht am meisten Spaß, was am wenigsten?

MAG.a DANIELA ETTL: Das Arbeitsfeld besteht aus drei Kernkomponenten: Psychologie, Marketing und Rhetorik. Ich unterstütze Persönlichkeiten dabei sich im beruflichen Feld zu entwickeln, sodass sie mehr Erfolg leben dürfen. Dies wird erreicht, indem ich sie ermutige eine Positionierung im Leben zu finden. Dazu zählt auch die Kreation eines Images. Die Kreation eines Images hat viel mit der inneren Einstellung, mit dem Rollenbild, welches man nach außen abgibt, sowie der dazugehörenden Sprache und den Kernbotschaften zu tun. Am meisten macht mir das Schnüren neuer Ideen Spaß. Es ist ein großes Vergnügen, wenn es gelingt ein Image zu finden mit welchem die Person gut leben kann und welches es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Dazu gehören auch die Kreation von etwas Einzigartigem und das Angebot von etwas Erfrischendem für die Gesellschaft. Ich durfte allerdings lernen, dass es oft gar nicht sinnvoll ist etwas ganz Neues zu kreieren beziehungsweise ganz innovativ zu sein. Oft trägt es am meisten Früchte, wenn man ein Image kreiert mit welchem die Leute zumindest als Idee schon einmal was anfangen können. Sprich, wenn man in die Richtung „Zauberer“ oder auch „Kämpferin“ geht und wenn man gewisse Grundlagen als Intuition hat, dann fällt es dem Publikum leichter diese Person einordnen zu können. Mir macht es am wenigsten Spaß, wenn man ein größeres Team hat und wenn sich die Leute in diesem Team sehr uneinig sind, dann kann man nicht an einem Strang ziehen. Hier richtet sich die Aufmerksamkeit mehr auf die Lösung von Konflikten, die Austarierung sowie die Herstellung der Balance. Der größte Erfolg in dieser Arbeit wird dann erreicht, wenn man zu zweit, zu dritt oder zu viert arbeitet.

 

Welche Schritte sind deiner Meinung nach zur Erreichung von Erfolgen auf der Pop-Bühne ausschlaggebend?

MAG.a DANIELA ETTL: Der Wissenschaft zufolge gibt es nach wie vor keine eindeutigen Erfolgsfaktoren. Man weiß allerdings, dass einige Dinge sehr vielversprechend sind. Sprich, man arbeitet im Marketing und Branding mit vielversprechenden Dingen. Vielversprechend ist es dann, wenn ein Image einer Person sehr eindeutig ist und dies wiederholt wird. Sprich, die Kraft liegt nicht darin sich einmal zu zeigen, sondern darin ein Image mehrfach wiederholt im Radio und Fernsehen, in den Social Media sowie auf der Bühne zu bringen, sodass die Menschen dieses eine Image sieben, acht, zehn Mal sehen. Erst dann entsteht dieses „Branding“, diese Bewegung, diese Kraft, die eine Marke auslösen kann. Das führt zum Erfolgsfaktor. Für mich ist der größte Erfolgsfaktor die Wiederholung einer Sache für die man sich entschieden hat. Sehr stark hängt der Erfolg auch davon ab, wie sehr man den Zeitgeist trifft. Sprich, wenn eine sehr legere Person auf einen Zeitgeist trifft, der aussagt, dass wir momentan Sicherheit und Systeme brauchen oder wenn die Person überkritisch ist und man möchte in der Gesellschaft jedoch gerade nur ein Wohlgefühl haben oder wenn eine Person zu konservativ ist und die Gesellschaft momentan auf Diversität und Vielfalt ausgerichtet ist, dann kommt die Person oft weniger gut an. Es hat schon ganz viel damit zu tun, ob man als Person den Zeitgeist trifft und die Trends auch erwischt. Deswegen passiert es ja oft, dass gewisse Künstler:innen erst später in ihrem Leben erfolgreich werden, weil sie erst später mit dem, was sie tun, wie sie singen, welche Texte sie schreiben den Zeitgeist treffen.

 

Was verstehst du unter dem Begriff „Kunstfigur“?

MAG.a DANIELA ETTL: Darunter verstehe ich eine bewusste Entscheidung, die ein:e Künstler:in getroffen hat, um ein Image für die Bühne zu kreieren. Eine Kunstfigur bedeutet, dass man aus einem bunten, facettenreichen Charakter nur einige Dinge wählt, um eine Figur zu schnüren. Eine Figur ist in meinen Augen nicht so breit aufgestellt wie ein ganz normaler privater Mensch, der in jeder Situation unterschiedlich ist und von der Tagesverfassung abhängt. Die Kunstfigur ist klarer und man weiß, was man bei der Kunstfigur bekommt – nämlich jedes Mal das Gleiche. Für mich ist eine Kunstfigur ein Ausschnitt aus einem Charakter. Eigentlich ist es eine Entscheidung, ob dies ein Ausschnitt oder eine ganz neue Kreation ist.

 

Welche Kriterien sind ausschlaggebend bei der Kreation einer Kunstfigur? Ist es dabei möglich die eigene Identität zu bewahren?

MAG.a DANIELA ETTL: Die Kriterien, die ausschlaggebend sind bei der Kreation einer Kunstfigur, sind tatsächlich mannigfaltig. Wenn man eine Kunstfigur wählt, die weit weg von der eigenen Identität ist, spielt eine wichtige Rolle die Arbeit mit Archetypen. Archetypen sind Figuren, die seit vielen Jahrhunderten, sogar Jahrtausenden als Figuren in der Gesellschaft bekannt sind. Je näher die Kunstfigur einem Archetypus dran ist, umso eher wird es auch von der Gesellschaft als Charakter verstanden. Wenn die Kunstfigur nahe an dem eigenen Wesen dran ist, dann ist es möglich bei derer Kreation die eigene Identität zu bewahren. Wenn man aber will, dass die Kunstfigur etwas ganz anderes aussagt, weil zum Beispiel die Kunstfigur besser zu den eigenen Texten passt, dann ist es auch in aller Ehrlichkeit egal, wenn sie nicht zur eigenen Identität passt. Wichtig ist nur, dass sich da der Künstler beziehungsweise die Künstlerin gut abgrenzen kann: Auf der Bühne bin ich diese Figur und privat bin ich die wahre eigene Person. Da gehört eben die Kompetenz dazu sich abzugrenzen. In dieser Dynamik gibt es noch einen wichtigen Faktor: Ich rate ganz streng davon ab, eine zu komplizierte Kunstfigur zu kreieren oder diese zu versuchen mit der eigenen Identität zu vermischen, denn am schlimmsten ist es, wenn sich das Publikum nicht auskennt.

 

Inwieweit spiegeln sich die individuellen Werte eines Sängers beziehungsweise einer Sängerin in seiner beziehungsweise ihrer Kunst wider?

MAG.a DANIELA ETTL: Die individuellen Werte spiegeln sich nur dann wider, wenn die Kunstfigur mit der eigenen individuellen Identität einhergeht. Sprich, wenn man aus der eigenen echten Person gleichzeitig die Kunstfigur macht, dann sind natürlich auch die individuellen Werte ausschlaggebend. Ansonsten muss dies gar nicht der Fall sein. Meistens lebt es sich allerdings besser und länger als Sänger:in, wenn die individuellen Werte dastehen. Am besten spiegeln sich die individuellen Werte oft über die Texte, das Marketing, die Werbung sowie die Positionierung zum Beispiel in Interviews wider, sodass man hier Kernbotschaften überbringen kann. Meiner Ansicht nach sind jedoch die Klärung von Vision und Mission und das kommunikative Aufziehen einer klaren Appellebene viel wichtiger als Werte.

 

Welche Wirkung haben deiner Meinung nach die zu vermittelnden Botschaften des Sängers beziehungsweise der Sängerin auf das Publikum?

MAG.a DANIELA ETTL: Die Wirkung ist ganz klar: Es sind Botschaften, die dem Publikum guttun und die das Publikum hören will, Botschaften, die das Publikum sich schon sehnlichst wünscht und auf die das Publikum gewartet hat sowie Botschaften, die mitten ins Herz treffen. Es fühlt sich an, wie nachhause kommen. Die zu vermittelnden Botschaften sind die wichtigen Botschaften. Wenn man zum Beispiel die Botschaft hat sich um das Klima zu kümmern, dann werden im Publikum keine Klimagegner stehen, sondern Menschen, die sich besonders dafür engagieren und genau die wollen es auch hören. Sprich, man hat jetzt meistens nicht die Menschen im Publikum, die dann eigentlich etwas tun müssen, sondern die Menschen, die den Satz hören wollen.

 

Welche Rolle spielt beim Erzielen von Erfolgen auf der Pop-Bühne die Kreation eines der Kunstfigur entsprechenden Images?

MAG.a DANIELA ETTL: Die Kreation eines Images ist zur Vergabe repetitiver Elemente an die Kunstfigur wichtig. Darunter versteht man Dinge, die die Kunstfigur wiederholen kann: Worte, welche die Kunstfigur immer wieder sagt, Gedanken, welche die Kunstfigur immer wieder zum Ausdruck bringen kann sowie ein Kleidungsstil, den man in verschiedener Form immer wieder erleben kann. Ich betone es schon ganz bewusst – es geht eben um dieses „immer wieder“.

 

Worauf soll bei der Kreation eines stylischen Bühnenoutfits geachtet werden?

MAG.a DANIELA ETTL: Auf jeden Fall auf die Figur des Künstlers beziehungsweise der Künstlerin, denn in der Erstreaktion auf das Publikum hat man doch nur eine vierundzwanzigstel Sekunde Zeit, binnen welcher der Schatten beurteilt wird. Der Schatten ist im Sinne von Umriss einer Person ganz wichtig: Ist die Person groß oder klein, eher breiter oder schmal? Deswegen sollte man den Schatten, den Umriss einer Person ganz stark ins Auge fassen, wenn man ein Bühnenoutfit kreiert. Wichtig ist die Betonung der besonders sympathisch oder ästhetisch auffallenden Dinge. Natürlich sollte man auch darauf achten, dass das Bühnenoutfit zu den Kernbotschaften passt. Somit wird es natürlich nicht gelingen eine kämpferische Figur mit einem Abendkleid auszustatten und dies dann glaubhaft darzustellen. Es muss schon alles Hand und Fuß haben und glaubwürdig sein, je nach kulturellen Normen. Natürlich ist es wichtig, dass man diese kulturellen Normen kennt und dass man auch jemanden altersgemäß ausstattet.

 

Was versteht man unter dem Branding einer Kunstfigur?

MAG.a DANIELA ETTL: Man brandet nicht eine Kunstfigur, sondern man brandet einen Künstler beziehungsweise eine Künstlerin durch eine Kunstfigur. Sprich, der Künstler beziehungsweise die Künstlerin kreiert eine Welt. Branding bedeutet, dass man eine ganze Welt, vom Outfit über das was man sagt und wie man sich bewegt bis hin zu wo man sich aufhält, kreiert. Sprich, es ist beim Branding auch wichtig, dass man weiß, wenn der Künstler oder die Künstlerin jetzt ein elitäres Image kreiert, dann wird er oder sie sich in Boutiquen, in der Oper, im schicken Kaffeeladen und nicht in einer abgeranzten Bar irgendwo im Keller zeigen. Das richtige Umfeld, die richtigen Umgebungen gehören zu dieser Marke dazu. All das spielt eine große Rolle, wenn man eben eine Künstlerpersönlichkeit „branden“ will.

 

Wie kreiert man ein Brand? Was muss man dafür konkret tun?

MAG.a DANIELA ETTL: Indem man zunächst schaut, was man in dem Künstler beziehungsweise in der Künstlerin sieht. Es bringt leider rein gar nichts, wenn ein:e Künstler:in sagt, dass das für ihn beziehungsweise für sie authentisch ist und er oder sie sich da wohlfühlt. Wenn es einem das Publikum nicht abkauft, hat man leider gar nichts davon. Es spielt oft die größere Rolle, was man jemandem zutraut, was man in einer Person sieht. Denn das, was eine Person will, ist leider zu wenig. Die Leute entscheiden über den Erfolg eines Künstlers beziehungsweise einer Künstlerin. Die Künstlerpersonen können über ihren eigenen Erfolg[3] nicht entscheiden. Deswegen ist die Markengestaltung ein Vehikel dafür, dass man als das erkannt wird, was das Publikum sowieso in einem sehen will. Es gilt also am Anfang herauszufinden, wie man auf andere Menschen wirkt. Der zweite Schritt besteht darin herauszufinden, welche Mission und Vision eine Person hat und welche Aussagen sie im Leben durch die Kunst treffen will. Bringt man diese zwei Punkte zueinander, kommen plötzlich Kunstfiguren zustande, die man hier skizzieren kann. Nun geht man mit Bildern vor und tastet sich langsam mit ausdrucksstarken Fotos sowie mit Skizzen, die man malen kann, heran, um soeben ein Bild für diese Marke zu schaffen. Danach erfolgen die klassischen Marketingschritte: Man schaut sich an, was diese Kunstfigur erreichen möchte, welche Mission dahintersteckt und was sie für die Welt hinterlassen möchte.

 

Inwieweit ist ein professionelles Fotoshooting wichtig zur Widerspiegelung der Lebenswelt der Kunstfigur und seiner beziehungsweise ihrer Identität?

MAG.a DANIELA ETTL: Ein professionelles Fotoshooting ist in diesem Kunstbereich sowieso immer wichtig. Es geht darum, durch das professionelle Fotoshooting auch ein Niveau darzulegen für alle Entscheidungsträger:innen, um als Profi überhaupt erkannt und identifiziert zu werden. Dies hat im ersten Schritt eigentlich gar nichts mit dem Branding zu tun. Im zweiten Schritt geht es eher darum, die Lebenswelt der Kunstfigur zu zeigen. Dafür braucht es aber kein professionelles Fotoshooting. Da geht es mehr darum, sich in den Social Media Hintergründe oder Aktivitäten, welche die Kunstfigur weiter darstellt, sowie Umgebungen, Menschen und Objekte, welche die Markenidentität noch weiter stützen, auszusuchen. Diese Fotos müssen nicht professionell sein.

 

Worauf soll bei der Kreation einer attraktiven Homepage besonders geachtet werden?

MAG.a DANIELA ETTL: Bei der attraktiven Homepage ist es tatsächlich anfangs am allerwichtigsten, dass man sich sofort auskennt: Wer ist es und was macht der oder die? Wenn man diese zwei Fragen innerhalb von zwei Sekunden beantworten kann, ist die Homepage schon mal attraktiver als andere. Es geht also bei Webpages sehr stark um Klarheit und Orientierung. Ich muss sofort das finden können, was ich finden möchte. Weiters sind bei einer attraktiven Homepage die Referenzen sehr wichtig. Oft sind diese klein versteckt. Die Leute sollen jedoch sehr schnell sehen, dass diese Person schon etwas gemacht hat und Kontakte zu gewissen Persönlichkeiten hat. Referenzen, Namen, Veranstaltungen, Werdegang sowie beruflicher Weg sollen schön ins Licht kommen.

 

Würdest du es raten, ein komplett neues Image zu entwickeln, wenn ein:e Opernsänger:in von der Opernbühne auf die Pop-Bühne umsteigt?

MAG.a DANIELA ETTL: Das ist tatsächlich eine knifflige Frage schon deswegen, weil man sich hier den Hintergrund anschauen muss. Leider ist die Antwort: Es kommt drauf an. Zuerst einmal: Hat eine Person schon einen großen Namen, so muss man wissen, dass der Name immer wahnsinnig viel wert ist. Mit dem Namen ist oft auch ein Publikum dabei. Dies heißt, dass ein großer Name auch ein großes Publikum hat. Warum gibt es ein großes Publikum? Weil das, was die Person bisher gemacht hat, erfolgreich war. Jetzt müsste man herausfinden, wenn man hier auf die Pop-Bühne umsteigt, ob hier das Publikum mitgeht oder ob es hier ein ganz neues Publikum braucht und man wieder von null beginnt. Sprich, wenn man wieder von null beginnt und das Publikum mit einem nicht mitzieht, dann kann man jedenfalls ein neues Image entwickeln, um sich vom alten Weg komplett abzugrenzen. Aus Erfahrung gesprochen weiß ich, dass ein erfolgreicher Name oft mehr wert ist als irgendein peppigeres Image.

 

Möchtest du jungen Sängern und Sängerinnen etwas mit auf den Weg geben?

MAG.a DANIELA ETTL: Wenn man selbst als Künstler:in das Glück hat von einem Feuer getragen zu sein, und das Feuer ist immer eine Botschaft, die man der Welt senden will, dann sollte man auf jeden Fall im Kern mit diesem Feuer arbeiten. Die Einstellung „ich will erfolgreich werden“ ist kein Feuer. Was man selbst will, interessiert die Menschheit da draußen nicht. Viel wichtiger ist es, was man den Menschen geben kann, was die Menschen von einem haben. Nur deswegen wird es ein Publikum geben. Hier möchte ich aus dem Branding- und Marketingbereich Folgendes mitgeben: Was hat man hier als Botschaft, auch als Musik dem Publikum zu geben? Was möchte man unbedingt hinterlassen? Wenn das Publikum Leute auf der Bühne sieht, stellt es immer wieder die folgende wichtige Frage: Was habe ich davon? Wenn Künster:innen und Sänger:innen für sich und das Publikum diese Frage beantworten können, dann sind sie bestimmt am richtigen Weg.


 

[3] Ich gehe davon aus, dass aus der Sicht meiner Interviewpartnerin hier der kommerzielle Erfolg gemeint ist.

Anhang 2: Abbildungen

Anhang 2.1: Arbeitsprozess mit Designerin LL.M. Daniela Lypchey
Anhang 2.2: Design-Entwurf des Blazers
Anhang 2.3: Design-Entwurf des Blazers
Anhang 2.4: Design-Entwurf des Unterteils des Bühnenoutfits
Anhang 2.5: Design-Entwurf des Bühnenoutfits
Anhang 2.6: Design-Entwurf des Bühnenoutfits
Anhang 2.7: Design-Entwurf des Unterteils des Bühnenoutfits
Anhang 3: Auflistung von mir erworbener Preise und Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben und Festivals in den Jahren 2021-2024 in Form einer Tabelle
Anhang 3: Auflistung von mir erworbener Preise und Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben und Festivals in den Jahren 2021-2024 in Form einer Tabelle
Anhang 3: Auflistung von mir erworbener Preise und Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben und Festivals in den Jahren 2021-2024 in Form einer Tabelle
Anhang 3: Auflistung von mir erworbener Preise und Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben und Festivals in den Jahren 2021-2024 in Form einer Tabelle
Anhang 3: Auflistung von mir erworbener Preise und Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben und Festivals in den Jahren 2021-2024 in Form einer Tabelle
Anhang 3: Auflistung von mir erworbener Preise und Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben und Festivals in den Jahren 2021-2024 in Form einer Tabelle
Anhang 3: Auflistung von mir erworbener Preise und Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben und Festivals in den Jahren 2021-2024 in Form einer Tabelle
Anhang 3: Auflistung von mir erworbener Preise und Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben und Festivals in den Jahren 2021-2024 in Form einer Tabelle

Anhang 4: Digitales Supplementary Material

Ludmiła Pelahiy. (01. Januar 2025). Repertoireauswahl Masterprojekt – „GLORIALLE“: Künstlerisch-wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Kreierung eines tragfähigen Kunstprojekts am Sektor Operatic Pop [Videos]. Google Drive. https://drive.google.com/drive/folders/1dxKFrC77GLHexvPzP1PdZPVmSGgXMzUV?usp=sharing .

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